Lob der Identitätspolitik
Zusammenfassung
Identitätspolitik gefährdet die Demokratie – das ist die in immer neuen Varianten wiederholte Kernbotschaft der Debatten über jenen Politikstil, der sich gegen Diskriminierung wendet, aber angeblich in der Sackgasse des Stammesdenkens landet. Gegen diesen kritischen Chor legt Karsten Schubert nun die erste grundsätzliche Verteidigung der Identitätspolitik in Buchform vor. Mit sachlicher Gelassenheit und ohne jede Polemik setzt er sich mit den wichtigsten Einwänden auseinander und entwickelt einen neuen Blick auf den politischen Kampf um Identitäten. Seine zentrale Einsicht ist klar: Für die laufende Verbesserung unserer Demokratie ist Identitätspolitik unverzichtbar. Warum brauchen wir ein Lob der Identitätspolitik? Weil sie reale Diskriminierungsverhältnisse aufdeckt und darauf bezogene Forderungen artikulierbar macht. Sie versorgt den demokratischen Prozess mit einem Wissen um seine Defizite, die ansonsten verborgen bleiben. Bedroht das unsere Freiheit? Werden dadurch Menschen auf einen starren Identitätskern reduziert? Werden universalistische Werte zerstört? Nein, argumentiert Schubert. Der eigentliche Zweck der Identitätspolitik besteht darin, das universalistische Versprechen der Demokratie – Gleichheit und Freiheit für alle – zu konkretisieren und besser zu verwirklichen. Das heißt selbstredend nicht, dass alles, was als Identitätspolitik daherkommt, auch gut für die Demokratie ist. Schubert geht es nicht darum, Übertreibungen und Sackgassen zu leugnen. Wohl aber darum, sie besser einzuordnen und in ein angemessenes Verhältnis zum Nutzen der Identitätspolitik zu rücken. Damit führt er die Debatte aus dem erkenntnisarmen Kulturkampf heraus und hebt sie auf eine neue, demokratietheoretische Grundlage.
Schlagworte
- 2–6 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–6
- 7–20 Einleitung 7–20
- Angewandte Demokratietheorie
- Jenseits der Entmystifizierung
- Ein neues Lob der Identitätspolitik
- 21–53 1 Eine kleine Einführung in Identitätspolitik, Diskriminierung und Demokratie 21–53
- Was ist Identitätspolitik?
- Problem gelöst? Zum heutigen Stand der Liberalisierung
- Diskriminierung in Zahlen
- Die Entwicklung der Demokratie
- Radikale Demokratietheorie
- Michel Foucault und der Streit um Vernunft
- Exkurs: Das Verhältnis von Identitätspolitik und Antisemitismus
- 54–93 2 Freiheitsverständnisse: Was die Debatte um ‹Political Correctness› und ‹Cancel Culture› missversteht 54–93
- Was ist ‹Political Correctness›?
- Die Rechte und Nietzsche: ‹Political Correctness› als Sklavenmoral
- Emanzipative Normsetzung und Privilegienkritik
- Drei Freiheitsbegriffe
- Gibt es ‹Cancel Culture›?
- 94–130 3 Identitätsverständnisse: Die Kreativität des gemeinsamen Protestes 94–130
- Dreifache Spaltung: Schreckgespenst Essentialismus
- Elemente konstruktivistischer Identitätspolitik: Im Maschinenraum der politischen Transformation
- Konstruktivistische und regressive Identitätspolitik
- Elitenprojekt? Wieso Identitätspolitik Repräsentant_innen braucht
- 131–163 4 Universalismus und Partikularismus: Das Problem der sozialen Positionen 131–163
- Kritiken am klassischen Universalismus
- Privilegierung von unterdrücktem Wissen
- Die Gefahr einer Überbetonung von Macht und Konflikt
- Partikularistischer Universalismus
- Kontinuierliche Demokratisierung
- 164–178 5 Progressive und regressive Identitätspolitik 164–178
- Freiheit und Gleichheit
- Selbstreflexive Kritik
- Intersektionale Ausrichtung
- 179–188 Rück- und Ausblick 179–188
- Mögliche Einwände
- Fortschritt oder Regression?
- 189–189 Dank 189–189
- 190–191 Quellen- und Lektürehinweise 190–191
- 192–213 Literaturverzeichnis 192–213
- 214–223 Anmerkungen 214–223
- 224–224 Zum Buch 224–224
- 225–225 Vita 225–225