Gemeinsinn
Der sechste, soziale Sinn
Zusammenfassung
Wir brauchen mehr Gemeinsinn – aber was ist das überhaupt? Aleida und Jan Assmann bestimmen ihn als einen sechsten, sozialen Sinn, der darauf baut, dass der Mensch mitfühlend, solidarisch, respektvoll, brüderlich und schwesterlich mit anderen Menschen verbunden ist. Ihr glänzend geschriebenes Buch ermutigt zu mehr Gemeinsinn – für andere, für unsere Demokratie und für uns selbst. Die gegenwärtigen Debatten sind von schroffen Alternativen geprägt: Brauchen wir universale Werte, oder müssen die Eigenarten unterschiedlicher Nationen und Kulturen anerkannt werden? Ist die Linderung von Not eine Sache des zivilgesellschaftlichen Engagements oder befestigt man damit ungerechte Strukturen, die nur der Staat ändern kann? Aleida und Jan Assmann zeigen, dass solche Fragen falsch gestellt sind. Denn wir brauchen beides: universale Werte und den Respekt vor kollektiven Identitäten. Und zivilgesellschaftliches Engagement ist sehr wohl in der Lage, Strukturen zu verändern. Auf der Spur von Schlüsselbegriffen wie Solidarität, Brüderlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Empathie und Respekt und in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Menschenbildern und Beziehungsstrukturen bestimmen sie neu, was Gemeinsinn sein kann. Sie fragen nach den Grundlagen einer demokratischen politischen Kultur und zeigen die Wirkungskraft von Gemeinsinn an vielen ermutigenden Beispielen: von Schwimmbädern und Stolpersteinen bis hin zu Aufräumaktionen und Tafeln.
Schlagworte
- 2–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–8
- 9–10 Vorwort 9–10
- 11–22 Einleitung 11–22
- Gemeinsinn und Demokratie
- Die Fragestellung
- Zur Forschungsdiskussion
- 23–34 1. Gemeinsinn: Zur Sprach- und Begriffsgeschichte 23–34
- Sensus communis
- Gemein, Gemeinwohl und Gemeinsinn
- Gemeinschaft und Gesellschaft
- Christian Thomasius, der deutsche Erfinder des Gemeinsinns
- 35–54 2. Solidarität 35–54
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gemeinsinn, Solidarität
- Neue Impulse für Solidarität
- Empirische Perspektiven
- Zwei Solidaritätskritiker
- «Solidarität-mit» und «Solidarität-gegen»
- «Sprechen-für»: Ein neuer Begriff des Politischen
- «Sprechen-als»: Identitätspolitische Einsprüche
- 55–62 3. Brüderlichkeit 55–62
- Die dritte Farbe der Trikolore
- Zwischen Rechtsbruch und Bürgerpflicht: Der Fall Cédric Herrou
- Die Rolle der politischen Kultur
- 63–102 4. Menschenbilder zwischen Partikularismus und Universalismus 63–102
- Ist der Mensch gut oder böse? Anthropologische Perspektiven
- Mann und Frau, Erziehung und Gleichstellung
- Staatstheorien und ihre anthropologischen Grundlagen
- Carl Schmitts Kampf gegen die «jüdische Demokratie»›
- Die Entstehung des Individuums
- Kant: Gemeinsinn und kategorischer Imperativ
- Karl Löwith: Der Mensch in der Rolle des Mitmenschen
- 103–150 5. Beziehungsgrammatiken: Feindbilder und Freundbilder 103–150
- Bedrohungsbewusstsein durch Freund-Feind-Denken
- Populismus um 1900 und um 2000
- Praktischer Universalismus: Grenzüberwindende Nächstenliebe
- Neue Perspektiven der Empathieforschung
- René Rhinow: Mitfühlender Liberalismus
- Joachim Bauer: Von der Psychosomatik zur Soziosomatik
- Michèle Lamont: Würdigung und Stigmatisierung
- Der Osten schreibt zurück: Zu einer innenpolitischen Schieflage
- 151–196 6. Grundsätze demokratischer politischer Kultur 151–196
- Schnelles und langsames Denken
- Vier Formen von Respekt
- Möglichkeiten und Grenzen des Respekts
- Identitätspolitiken zwischen Universalismus und Partikularismus
- Religio duplex: Universalismus und Kosmopolitismus
- Moral und Menschheit
- Gleiche Rechte für Ungleiche
- Menschenrechte und Menschenpflichten
- 197–222 7. Helden und Heldinnen des Gemeinsinns 197–222
- Japanische Fußballfans in Qatar
- Versehrte Städte
- Zweitzeugen und Stolpersteine
- Ein Denkmal für Flucht und Migration in Kassel
- Tafeln in Deutschland
- Miteinander reden in Ostritz
- Menschenrechtsstädte
- Ein Menschenrecht auf Zukunft: «Black Quantum Futurism»
- Althengstett und Ostelsheim
- 223–230 Epilog oder: Was wir von den Finnen lernen können 223–230
- 231–262 Anhang 231–262
- Anmerkungen
- Literatur
- Bildnachweis
- Personenregister
- 263–263 Zum Buch 263–263
- 263–264 Vita 263–264