Pugna litterarum
Studien zur kompetitiven Geschichtsschreibung in der griechisch-römischen Literaturelite der Kaiserzeit
Zusammenfassung
Im vorliegenden Buch wird dem für die Geschichte der antiken Historiographie zentralen Phänomen der Konkurrenz zwischen Geschichtsschreibern nachgegangen. Schon Herodot schrieb in überbietender Konkurrenz zu Hekataios und Thukydides in Rivalität zu Herodot. Die frühe und hohe Kaiserzeit ist aber eine besonders gut geeignetet Epoche, um die Mechanismen der kompetitiven Geschichtsschreibung auszuloten. Das liegt nicht nur an der vergleichsweise großen Dichte des Materials, sondern auch daran, dass zusätzlich viele programmatische Äußerungen von Geschichtsschreibern und Angaben über den Literaturbetrieb vorliegen. Zu den Repräsentanten des kaiserzeitlichen Literaturbetriebs gehörten Probeleser, aufmerksame Zuhörer in unterschiedlich besetzten Auditorien, Buchhändler, Käufer und Raubkopierer. Innerhalb dieser engmaschigen sozialen Struktur hatte sich jeder Autor durchzusetzen. Dies gilt in gleicher Weise für Geschichtsschreiber wie Biographen, die sich durch Quellenrecherche, Lektüre, Autopsie und Wahl des Materials wie der Gattung gegen Konkurrenten positionierten und dabei unterschiedliche Konnotationen von >Wahrheit< generierten. Für die Fragestellung wurden neben eher unbekannten, fragmentarisch überlieferten Historikern und Biographen wohlbekannte Autoren wie Dionysios von Halikarnassos, Velleius Paterculus, Plutarch, Sueton, Flavius Iosephus, Tacitus, Florus, Appian und Cassius Dio ausgewertet. Die Konkurrenz um literarischen Ruhm war auch eminent politisch. Sie ist deshalb ein wichtiger Faktor für die Bedingungen von Autorschaft im Prinzipat.
- II–VIII Titelei/Inhaltsverzeichnis II–VIII
- 1–3 Vorwort 1–3
- 3–17 I. Einleitung 3–17
- 18–35 II. Forschungsstand 18–35
- 18–23 1. Von der Agonalität zur Konkurrenzforschung: Zwischen ‹Griechen- und Römertum› 18–23
- 23–28 2. Der Prinzipat ohne Konkurrenz? Neue Tendenzen der Forschung zum kaiserzeitlichen Senatorenstand 23–28
- 28–35 3. Literatur als soziales Feld der Konkurrenz in der Antike und in der kaiserzeitlichen Geschichtsschreibung 28–35
- 35–149 III. Sozio-literarische Konkurrenzkultur 35–149
- 35–70 1. Elite, Literatur und Konkurrenz um Status und Bildung 35–70
- 70–93 2. Textproduktion: Von der Idee zur Rohfassung 70–93
- 93–118 3. Vortragstätigkeit: Freundschaftlicher Wettbewerb im Arbeitszimmer und harter Wettkampf im Auditorium 93–118
- 118–149 4. Buchzirkulation: Netzwerkaktivierung, Publikationsdruck, Vielschreiberei und Bücherbesitz 118–149
- 149–325 IV. Autorenkonkurrenz in der Historiographie und Biographie 149–325
- 149–159 1. Historiker und Biographen in der kaiserzeitlichen Gesellschaft: Fachliche Kompetenz, politische Exposition und kaiserliche Heteronomie 149–159
- 159–195 2. Kaiserzeitliche Überlegungen zu kompetitiven Strategien in den historiographisch-biographischen Konkurrenzfeldern 159–195
- 195–325 3. Von Caesar bis Vespasian – Fünf Fälle von Autorenkonkurrenz 195–325
- 3.1 Der erste römische Kaiser: Ein Streit um eine Epochengrenze
- 3.2 Cicero, Tiberius und der Bürgerkrieg: Kritische Historiographie in Konkurrenz mit der Panegyrik
- 3.3 Die Geburt und Ermordung Caligulas: Quellenarbeit zwischen Kontroverse und Konsens
- 3.4 Claudius und die römischen Könige: Der Kaiser als Historiker im antiquarisch-historiographischen Wettstreit
- 3.5 Das Vierkaiserjahr: Gattungskonkurrenz und Autopsiebehauptung
- 325–333 V. Rixa est inter competitores: Schlussbetrachtungen zu einer kompetitiven Geschichtsschreibung 325–333
- 334–395 VI. Bibliographie 334–395
- 334–341 1. Editionsverzeichnis 334–341
- 341–395 2. Forschungsliteratur 341–395
- 395–440 VII. Indices 395–440
- 395–421 1. Stellenindex 395–421
- 421–432 2. Personen- und Ortsindex 421–432
- 432–440 3. Sachindex 432–440
- 440–440 Zum Buch 440–440