Abschied von Atatürk
Die Krisen und Konflikte der Neuen Türkei
Zusammenfassung
Die Türkei verehrt offiziell weiter ihren Gründer Atatürk, doch tatsächlich hat sich das Land unter Präsident Erdogan vom "Vater der Türken" verabschiedet. Die Türkei-Experten Günter Seufert und Christopher Kubaseck beschreiben, wie die Republik autoritär umgepolt wird und dabei keinen Konflikt scheut: Konfrontationen innerhalb der NATO und mit der EU häufen sich, türkisches Militär operiert in immer mehr Ländern, Minderheiten werden unterdrückt und Oppositionelle verfolgt. Die "Alte Türkei" ist Vergangenheit, doch die "Neue Türkei" hat, wie das Buch eindrucksvoll zeigt, noch keinen Weg aus ihren vielen Krisen gefunden. Am 29. Oktober 1923 rief Atatürk die Türkische Republik aus. Der neue Staat schrieb sich Modernisierung und Säkularisierung auf die Fahnen und orientierte sich kulturell und politisch am Westen. Das Militär sorgte für die Einhaltung dieses Kurses, notfalls durch Putsche. Um die Jahrtausendwende war die Türkei auf dem Weg in die EU – doch davon kann unter Erdogan keine Rede mehr sein. Das Buch zeigt anschaulich, wie Atatürks Türkei verabschiedet wird: Die Trennung von Staat und Religion gilt nur noch pro forma und könnte bald ganz fallen. Ernst zu nehmende Opposition wird unterdrückt. Man kehrt dem Westen den Rücken, blickt selbstbewusst nach Osten und Süden, lässt Truppen in Syrien und Nordafrika operieren und beansprucht das halbe östliche Mittelmeer. Doch auch in der türkischen Gesellschaft entsteht Neues: eine junge, liberale, demokratische, ökologische Zivilgesellschaft, die bereit ist zum Widerstand.
Schlagworte
- 2–6 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–6
- 7–13 Vorwort 7–13
- 13–73 Erster Teil: Das Ende von Atatürks Republik 13–73
- 1. Ein neues Selbstverständnis, ein neues politisches System
- 2. Erdoganomics: Korruption, Manipulation und Fehlentscheidungen
- 3. Bildung im Schatten der Ideologie
- 4. Geschichte umgeschrieben
- 73–149 Zweiter Teil: Putsch, Protest und Propaganda 73–149
- 1. Fethullah Gülen und der Putschversuch von 2016
- 2. Die Gezi-Proteste von 2013: Euphorie und Ernüchterung
- 3. Die türkische Regierung und die Kurden
- 4. Zahmer Mainstream, wilde Medien
- 5. Die Frauen: Stark in der Elite, schwach an der Basis
- 6. Kunst und Kultur: Entfesselt in Ketten?
- 7. Umweltschutz und Wachstum
- 8. Syrer in der Türkei: Gäste oder Besatzungsmacht?
- 149–221 Dritter Teil: Auf Augenhöhe mit den großen Mächten 149–221
- 1. Die Bedeutung der NATO
- 2. Die Türkei als ewiger EU-Kandidat: Aus der (Alb)Traum
- 3. Außenpolitische Neuorientierung: Kein Anhängsel Europas
- 4. Türken außerhalb der Türkei: Eine Geschichte der Einflussnahme
- 221–266 Anhang 221–266
- Die Türkei und ihre Provinzen
- Zeittafel
- Anmerkungen
- Literaturhinweise
- Bild- und Kartennachweis
- Personenregister