Die Erfindung des Rades
Als die Weltgeschichte ins Rollen kam
Zusammenfassung
Räder und Wagen sind erstaunlich junge Errungenschaften. Der Kulturwissenschaftler Harald Haarmann erklärt anhand neuerer Funde und Forschungen, warum die bahnbrechende Erfindung eher in Alteuropa und der Eurasischen Steppe – nicht im Zweistromland – zu verorten ist und wie sie sich von hier aus in der Alten Welt verbreitet hat. Als religiöse Symbole zeugen Räder und Wagen bis heute davon, wie tiefgreifend sie die frühen Hochkulturen geprägt haben. Als man in Alteuropa, Ägypten und Mesopotamien längst Städte baute, Hochöfen betrieb und schreiben konnte, wurden Lasten noch von Eseln, Kamelen und Menschen geschleppt oder – als Gipfel der Technik – auf Schlitten durch den Sand und über rollende Stämme gezogen. In den südamerikanischen Hochkulturen gab es überhaupt keine Räder. Harald Haarmann zeigt zunächst, wie um 5000 v. Chr. in der Donauzivilisation das Töpferrad erfunden wurde. Es sollte noch einmal rund tausend Jahre dauern, bis in der Eurasischen Steppe – in einer hochmobilen Gesellschaft und einem geeigneten Gelände – erstmals Wagen aufkamen. Von hier aus verbreitete sich die Innovation schnell in alle Himmelsrichtungen: nach Europa, Mesopotamien, Indien und China. Um 2000 v. Chr. begann die Ära der Streitwagen, mit denen sich weite Räume beherrschen ließen. Es war die Blütezeit der altorientalischen Großreiche. Die Verdrängung der Streitwagen durch hochmobile Reitereien konnte den Siegeszug des Rades nicht aufhalten: Transportwagen, Schöpfräder, Spinnräder und Zahnradgetriebe haben die Welt verändert und tun das bis heute.
- 2–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–10
- 11–17 Einleitung: Der lange Weg zu einem einfachen Prinzip 11–17
- 18–26 1. Die Erfindung des Töpferrads in Europa und im Mittleren Osten 18–26
- Rad, Schlitten, Wagen: Primäre und sekundäre Technologien
- Die Anfänge des Töpferrads in Alteuropa
- Die Einführung des Töpferrads in Mesopotamien
- 27–49 2. Rad und Wagen in der Kontaktzone von Ackerbauern und Steppennomaden 27–49
- Frühe Kontakte im Grenzland der Donauzivilisation
- Älteste Experimente mit Rad und Achse (4. Jahrtausend v. u. Z.)
- Vom Scheibenrad zum Speichenrad
- Die frühesten Wagen
- Zugtiere für Wagen und Karren (ab ca. 3500 v. u. Z.)
- Der älteste Spezialwortschatz für Räder und Wagen
- Die Weiterentwicklung in der Trypillja-Region
- 50–77 3. Von der Steppe in die frühen Hochkulturen: Die Verbreitung von Rad und Wagen 50–77
- Der vierrädrige Kastenwagen im westlichen Steppengebiet und im Kaukasusvorland
- Mesopotamien: Vom Lastschlitten zum Wagen
- Mögliche Transferrouten nach Indien
- Transfer im Rahmen der Kurgan-Migrationen: Von Mitteleuropa bis Zentralasien
- Das Tarimbecken als Drehscheibe
- Prunkwagen als Grabbeigaben in Altchina
- Die späte Einführung von Rad und Wagen in Ägypten
- 78–109 4. Die Ära der Streitwagen 78–109
- Streitwagen im südlichen Ural
- Bauweisen und Wagentypen (2000 – 1150 v. u. Z.)
- Arische Streitwagenleute in Nordindien
- Die Streitwagen erobern den Mittleren Osten
- Austausch zwischen dem Reich von Mitanni und Ägypten
- Die Schlacht auf Rädern: Kadesch (um 1274 v. u. Z.)
- Kriegstechnik in der Antike
- Der Ablösung der Streitwagen durch die Reiterei zur Zeit Alexanders des Großen
- Prunk- und Paradefahrzeuge
- 110–126 5. Der Streitwagen als Symbol in der griechischen Welt 110–126
- Wagenrennen und Olympische Spiele
- Die lenkende Göttin Athene
- Helios mit den Feuerrossen
- Dionysos und der Wagen im Sternbild
- Streitwagenmetaphorik in der Philosophie
- Die Quadriga als politische Ikone
- 127–144 6. Räder, Riten, Religionen 127–144
- Radsymbolik in Hinduismus und Buddhismus
- Ratha: Prozessionen und steinerne Tempelwagen
- Mobile Zeremonialplattformen in der mongolischen Steppe
- Radkreuz und Sonnenwagen bei den Germanen und Kelten
- bei den Maya
- Die Radlosigkeit der präkolumbischen Andenkulturen
- 145–152 7. Wege und Straßen 145–152
- Straßenbau in den frühen Hochkulturen
- Die Etrusker als Fahrzeug- und Straßenbauer
- Das Verkehrsnetz in den römischen Kolonien
- 153–170 8. Räderwerke: Auf dem Weg ins Maschinenzeitalter 153–170
- Rammböcke und Belagerungstürme auf Rädern
- Die Hängenden Gärten der Semiramis und die Archimedische Schraube
- Göpel und Getriebe: Das Zahnrad
- Schöpfräder und Wassermühlen
- Die Windmühle
- Die späte Erfindung des Spinnrads
- 171–172 Epilog 171–172
- 173–185 Literatur 173–185
- 186–186 Bildnachweis 186–186
- 187–192 Register 187–192