Aramäisch
Weltsprache des Altertums
Zusammenfassung
Die aramäische Sprache ist ein Wunder: Ganz ohne militärische Eroberungen wurde sie im ersten Jahrtausend v. Chr. zur Verwaltungssprache des persischen Großreichs und damit zur ersten Weltsprache überhaupt. Holger Gzella, weltweit einer der besten Kenner des Aramäischen, erklärt, warum sich Sprache und Schrift eines politisch unbedeutenden Territoriums von Nordafrika bis Indien durchsetzten konnte und wie es zu einem zweiten Wunder kam: In der Weltsprache Aramäisch wurden Schriften mit einer universalen Botschaft verfasst, die aus lokalen Kulten die ersten Weltreligionen machten. Das anschaulich geschriebene Buch lässt auf faszinierende Weise das unsichtbare Gewebe erkennen, das die Kultur des Altertums geprägt hat und die großen Religionen bis heute verbindet. Das Aramäische war über tausend Jahre lang die Lingua franca zwischen Indus und Nil, ja mehr noch: Durch mächtige Netzwerke von Beamten und Schreibern prägte es Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. Wichtige Teile des Alten Testaments sind auf Aramäisch geschrieben, Jesu Muttersprache war Aramäisch, das rabbinische Judentum war zum großen Teil aramäischsprachig, und die orientalischen Kirchen sind (teils bis heute) ohne das Aramäische als Literatur- und Liturgiesprache nicht zu denken. Im 7. Jahrhundert schließlich wurde das Aramäische vom Arabischen, der Sprache des Korans, als Leitsprache des Orients abgelöst.Die aramäische Sprache ist in Forschung und öffentlicher Wahrnehmung zu Unrecht ins Abseits geraten. Holger Gzellas faszinierende Gesamtdarstellung bringt ein «vergessenes Weltreich» zum Vorschein, das in den Weltreligionen bis heute weiterlebt.
- 2–12 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–12
- 13–19 Vorwort 13–19
- 19–53 1. Ein unsichtbares Weltreich 19–53
- 19–35 Aramäisch und seine Quellen 19–35
- Genealogie und Sprachbezeichnungen
- Philologia sacra
- Das Aramäische in der modernen Forschung
- 35–44 Raum und Zeit 35–44
- Zentrum und Peripherie
- Die Hauptphasen: Altes Aramäisch, Mittel- und Neuaramäisch
- Vernetzungen
- 44–53 Sprecher und Schreiber 44–53
- Der Wandel des gesprochenen Aramäisch
- Die geschriebene Sprache als eigenständige Ausdrucksform
- 53–97 2. Die Wiege der aramäischen Schrift (9. 8. Jahrhundert) 53–97
- 53–70 Eine neue Schrift für eine neue Welt 53–70
- Frühe Verwaltungssprachen
- Die Ablösung der Keilschrift
- Strukturvorteile der Alphabetschrift
- Das Altaramäische
- Schreibmaterialien
- Die Herausbildung von Standardsprachen
- 70–83 Vom Alphabet zur Schriftkultur 70–83
- Beamtentum und Professionalisierung
- Alphabetinventare
- Die Schreibung von Vokalen
- Die Schreiber: Ausbildung und Austausch
- 83–97 Der Beginn literarischer Aktivität 83–97
- Weihe und Fluch
- Mehrsprachige Schreibermilieus
- 97–139 3. Assyrien und Babylonien: Alphabetschreiber erobern die Welt (7. 6. Jahrhundert) 97–139
- 97–119 Die Entstehung einer assyrisch-aramäischen Verwaltungskultur 97–119
- Das Erbe der syrischen Schriftkoiné
- Dockets und Beischriften
- Die Konsolidierung des Aramäischen im Assyrerreich
- Keilschrift- und Alphabetschreiber
- Aramäisch jenseits der Bürokratie
- Auf dem Weg zur Lingua franca
- 119–128 Unsichtbares Wachstum in babylonischer Zeit 119–128
- Die funktionale Erweiterung des Aramäischen
- Die Verbreitung in Syrien-Palästina
- Zwischenstaatliche Kommunikation
- 128–139 Weisheit und höhere Bildung: Das Ideal des aramäischen Schreibers 128–139
- Die Weisheitssprüche Achikars
- Der «Schreiberspiegel»
- 139–185 4. Das Perserreich: Die Herrschaft des Buchstabens (5. 4. Jahrhundert) 139–185
- 139–156 Reichsaramäisch als Lingua franca 139–156
- Rechts-, Verwaltungs- und Literatursprache
- Standardisierung einer Regionalsprache
- Zwei- und Mehrsprachigkeit
- Praktische Elementarausbildung
- Eine Bittschrift aus Elephantine
- Die Entwicklung der lokalen Dialekte
- 156–172 Korrespondenz mit imperialer Signatur 156–172
- Schriftverkehr von Ägypten bis Baktrien
- Öffentliche Inschriften der Oberschichten
- Privatrecht
- Buchhaltung und andere Wirtschaftstexte
- Privatkorrespondenz
- 172–185 Das Selbstbewusstsein der achämenidischen Beamten 172–185
- Personalführung und Berufsethos
- Literarische und reflektierende Texte
- 185–241 5. Israel: Vom Buchhalter zum Seher (4. Jahrhundert v. Chr.–1. Jahrhundert n. Chr.) 185–241
- 185–201 Schriftgelehrsamkeit in der Perserzeit: Das Buch Esra-Nehemia 185–201
- Religiöse Erneuerung durch Esra und Nehemia
- Die biblische Überlieferung
- Die Verdrängung des Hebräischen durch das Aramäische
- Jüdische Tradenten, jüdische Schrift
- Wissenschaft und Exegese
- 201–219 Weltweisheit in hellenistischer Zeit: Erleuchtung im aramäischen Danielbuch 201–219
- Koexistenz von Griechisch und Hasmonäisch-Aramäisch
- «Der Verständige»: Apokalyptische Visionen
- Menetekel und gestutzter Weltenbaum
- Die Beschränkung herrscherlicher Macht
- 219–241 Aramäische Texte aus Qumran, hellenistische Wissenschaft und die Sprache Jesu 219–241
- Das Hasmonäische
- Patriarchenzyklus und Hiobbuch
- Weltgeschichtliches
- Mantik und Naturkunde
- Levitischpriesterliche Texte
- Das Versiegen des Hasmonäischen
- Judäisch-aramäische Umgangssprache und häusliche Schriftlichkeit
- Die Sprache Jesu im Neuen Testament
- 242–283 6. Syrien und Mesopotamien: Staatsdiener als Träger der Tradition (3. Jahrhundert v. Chr.3. Jahrhundert n. Chr.) 242–283
- 242–243 Zentrifugale Kräfte 242–243
- 243–249 Palmyrenisch, Edessenisch, Ostmesopotamisch 243–249
- 249–260 Das intellektuelle Leben in Palmyra 249–260
- Aufstieg einer Oase
- Der Status des Palmyrenisch-Aramäischen
- Königin Zenobia
- 260–273 Die Ursprünge der syrisch-christlichen Literatur in Edessa 260–273
- Die Herausbildung der klassisch-syrischen Literatursprache
- Epigraphische Kultur
- Christlich-syrisches Schrifttum
- 273–283 Ostmesopotamien: Hatra, Stadt der Bürokraten 273–283
- Ursprünge und Kontakte mit Assur
- Inschriften und Graffiti
- Südmesopotamien
- 283–333 7. Das Schrifttum als geistiger Raum der Religionen (ab 4. Jahrhundert n. Chr.) 283–333
- 283–302 Hocharamäisch im syrischen Christentum 283–302
- Heilige Schriften statt Kulthandlungen
- Die Konsolidierung des Christentums über die Sprache
- Rezeption jüdischer und griechischer Textkultur
- Buchkultur und literarisches Schaffen
- Die kirchliche Ost-West-Teilung und das Klassisch-Syrische
- Das Christlich-Palästinische
- 302–324 Aramäisch als zweite heilige Sprache im Judentum 302–324
- Revitalisierte Frömmigkeit
- Das Jüdisch-Palästinische
- Das Jüdisch-Babylonische
- Die Targume
- Die Samaritaner und das Samaritanisch-Aramäische
- 324–333 Das Geheimwissen der Mandäer 324–333
- Gnostische Wurzeln
- Der mandäische Schriftkanon
- Zaubertexte und Amulette
- 333–363 8. Von der aramäischen zur arabischen Weltsprache (1. Jahrtausend v. Chr. 2. Jahrtausend n. Chr.) 333–363
- 333–347 Die Nabatäer: Nordarabiens Brücke in die aramäische Sprachwelt 333–347
- Altnordarabische Sprachen
- Die überregionale Ausrichtung des Nabatäisch-Aramäischen
- Nabatäische Charakteristika
- Mehrsprachigkeit und das Vordringen der arabischen Umgangssprache
- 347–357 Die nabatäischen Ursprünge der arabischen Schriftsprache 347–357
- Die Entwicklung des arabischen Alphabets aus dem Nabatäischen
- Der Ausbau der arabischen Schriftsprache
- Aramäische Spuren im Koran
- 357–363 Aramäisch und Arabisch in der islamischen Welt 357–363
- Arabisch-aramäische Interferenzen
- Umgangssprachliche Konvergenzen
- 363–385 9. Alte Sprache, neues Leben 363–385
- 363–370 Das Biotop der Dialekte 363–370
- Wechselwirkungen von gesprochener und geschriebener Sprache
- Westliche und östliche Dialektgruppen
- Schwindende Minderheiten
- 370–381 Neubeginn aus der Tradition 370–381
- Neuaramäische Schriftkulturen im Irak
- Die Urmia-Schriftsprache
- Die Aufwertung des Turoyo
- 381–385 Coda: Anatomie einer Weltsprache 381–385
- 386–481 Anhang 386–481
- 386–387 Zeittafel der relevantesten politischen Ereignisse 386–387
- 387–392 Zeittafeln zur Geschichte des Aramäischen 387–392
- 392–437 Anmerkungen 392–437
- 437–471 Literatur 437–471
- 471–473 Bildnachweis 471–473
- 473–481 Register 473–481
- 481–481 Zum Buch 481–481