Die beschädigte Kindheit
Das Krippensystem der DDR und seine Folgen
Zusammenfassung
Verzweifelte Briefe beunruhigter Mütter, Protest und Kritik von Kinderärzten und erschreckende Studienergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern - bislang unaufgearbeitete Quellen zeigen den bis heute als familienfreundlich wahrgenommenen Krippenalltag der DDR in einem düsteren Licht. Der Erziehungswissenschaftler Florian von Rosenberg berichtet wissenschaftlich fundiert und zugleich berührend, wie die Kleinsten der Republik einen hohen Preis für das sozialistische Prestigeprojekt zu zahlen hatten.
Glückliche Säuglinge und Kleinkinder prägten die DDR-Berichterstattung über die Krippen: gemeinsam spielen, singen und fröhlich sein. Diese schönen Bilder der Kindheit verblassen, sobald man einen Blick hinter die staatliche Propaganda wirft und die Akten des zuständigen Ministeriums für Gesundheitswesen in die Hand nimmt. Diese offenbaren, unter welchen Bedingungen die Kinder zwischen 1949 und 1989 tatsächlich lebten. Warum starben Säuglinge so häufig nach dem Wiedereinstieg der Mütter in den Arbeitsprozess? Wieso waren die staatlich betreuten Kinder oftmals untergewichtig, klein und krank? Warum war die emotionale, sprachliche und geistige Entwicklung der Kinder in der Krippe schlechter als in der Familie? Im Ministerium kannte man die Antworten auf diese Fragen, die öffentlich nicht gestellt werden durften. Wer wissen möchte, wie die öffentliche Kleinkindbetreuung in Deutschland erstmals flächendeckend durchgesetzt wurde, kommt um dieses Buch nicht herum.
- 2–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–8
- 9–11 Vorwort 9–11
- 12–21 I. Aufnahme in die Krippe 12–21
- Protest, Verzweiflung, Verleugnung
- 22–34 II. Sozialistische Familien 22–34
- Widerstand in Calau
- Zwischen Weimar und Moskau
- 35–56 III. Kranke Krippenkinder 35–56
- Kleiner und leichter als die anderen
- Familien- und Krippenkinder im Vergleich
- 57–90 IV. Sterbende Kinder 57–90
- Jussuf-Ibrahim-Krippen
- Toxische Dyspepsien
- Der Lederriemen
- Propaphenin
- 91–108 V. DDR-Debatten um die Krippe 91–108
- Wer ist die bessere Mutter?
- Kasernen des Kapitalismus
- 109–124 VI. Die kindliche Entwicklung in der Krippe 109–124
- Entwicklungsrückstände
- Zitternde Hände
- 125–150 VII. Politik und Pädagogik 125–150
- Politische Repression
- «Kinder ohne Liebe»
- Pawlows Hunde
- 151–168 VIII. Kapazitätssteigerung 151–168
- Überbelegung
- Abhärtungsmaßnahmen
- Entwicklungsdefizite
- 169–188 IX. Geteilte Aufmerksamkeit 169–188
- Unterbesetzung
- Zuwendung
- Problemkinder
- 189–202 X. Alte und neue Erziehungsverhältnisse 189–202
- «Mutti geht mit Dir zu anderen Kindern»
- «Nun bin ich allein!»
- 203–225 XI. Skeptische Stimmen 203–225
- «Zivilisatorisch überformte Pflegebedingungen»
- Kritische Kinderärzte
- 226–228 Nachwort 226–228
- 229–229 Dank 229–229
- 230–273 Anmerkungen 230–273
- 274–288 Quellen- Und Literaturverzeichnis 274–288
- Ungedruckte Quellen
- Gedruckte Quellen
- Literatur
- Online-Quellen
- Bildnachweis