Kirchliche Rechtsgeschichte
Kirche, Staat und Recht in der europäischen Geschichte von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert
Zusammenfassung
Staat und Religion stehen seit jeher in einer spannungsvollen Wechselbeziehung. In Europa waren es Christentum und Kirche, die mit ihren Ordnungsvorstellungen durch die Jahrhunderte auch die weltlichen Rechts- und Verfassungsentwicklungen entscheidend mitgeformt haben. Im Mittelalter verbanden sich römisches und kirchliches Recht zu einem Traditionsstrom, der die europäische Rechtskultur bis heute prägt. Die unterschiedlichen Leitprinzipien beider Rechtsordnungen führten aber auch immer wieder zu dramatischen Konflikten zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt, zwischen Kirche und Staat. Die konfessionelle Pluralisierung nach der Reformation sowie die weltanschauliche Vielfalt der neuesten Zeit stellte die Staaten Europas vor Herausforderungen, die letztlich nur durch ein freiheitliches Religionsrecht zu bewältigen waren.
Das Studienbuch beschreibt die Geschichte der kirchlichen Rechtsordnung in Zusammenhang und Wechselwirkung mit den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen von der Antike bis zur Gegenwart.
Seine Vorzüge:
einzige aktuelle Gesamtdarstellung
Verbindung von Kirchenrechtsgeschichte und Geschichte des Religionsverfassungsrechts
- I–XXIV Titelei/Inhaltsverzeichnis I–XXIV
- 1–7 § 1. Die Entstehung des Kirchenrechts – Drei Positionen 1–7
- I. Kirchenrecht als Zeichen des Kleinglaubens (Rudolph Sohm)
- II. Kirchenrecht als genossenschaftliche Gemeinschaftsordnung (Adolf v. Harnack)
- III. Kirchliche Ordnung aus christlicher Existenz (Hans v. Campenhausen)
- IV. Der Rechtsbegriff des Kirchenrechts
- 8–28 1. Abschnitt. Die Kirche in der antiken Welt 8–28
- § 2. Erste Ordnungsbildungen in der alten Kirche
- I. Die Urgemeinde in Jerusalem
- II. Apostolische heidenchristliche Gemeindegründungen
- 1. Die Autorität des Apostels
- 2. Nachapostolische Verfassungsformen
- 3. Verfestigung der Ämter
- III. Die Ämterverfassung nach der Jahrhundertwende
- IV. Der „monarchische Episkopat“
- V. Die Rechtsquellen
- § 3. Die Kirche im zerfallenden Römischen Reich
- I. Verfolgung und Duldung
- II. Die „Konstantinische Wende“
- III. Der Weg zur Reichskirche
- IV. Byzantinische „Symphonie“ von geistlicher und weltlicher Gewalt
- V. Der Westen: Vorrang der „civitas Dei“ vor der „civitas terrena“
- VI. Kirchenväter und Naturrecht
- § 4. Ecclesia vivit lege Romana
- I. Das Amt als Aufgabe
- II. Reichs- und Kirchengliederung
- III. Die ökumenischen Synoden
- IV. Das Papsttum
- V. Das Mönchtum
- 29–79 2. Abschnitt. Das Mittelalter 29–79
- § 5. Das kirchliche Frühmittelalter
- I. Das Eigenkirchenwesen
- II. Karolingische Theokratie und Ottonisch-Salisches Reichskirchensystem
- III. Die Kloster- und Kirchenreform
- IV. Der Investiturstreit
- § 6. Das klassische kanonische Recht
- I. Das Corpus Juris Canonici
- 1. Decretum Gratiani
- 2. Liber Extra
- 3. Liber Sextus
- 4. Die Clementinen
- 5. Die Extravaganten
- 6. Die Dekretalisten
- 7. Das Corpus Juris Canonici
- II. Das klassische kanonische Recht und seine Bedeutung für die europäische Rechtsgeschichte
- 1. Rechtssetzung in der mittelalterlichen Kirche
- 2. Die Ausstrahlungswirkung des kanonischen Rechts
- 3. Der Beitrag des kanonischen Rechts zur europäischen Rechtskultur
- § 7. Höhepunkt und Fall des Papsttums
- I. Der päpstliche Weltherrschaftsanspruch
- II. Avignoneser Exil und Schisma
- § 8. Der Konziliarismus
- I. Die konziliare Theorie
- II. Die Reformkonzilien
- § 9. Das Erstarken des vorreformatorischen landesherrlichen Kirchenregiments
- I. Das (deutsche) Reich
- II. Frankreich
- III. England
- IV. Andere Staaten, die Städte
- 80–117 3. Abschnitt. Kirchenspaltung und Konfessionalisierung 80–117
- § 10. Die Reformation
- I. Die lutherische Reformation
- 1. Der äußere Ablauf
- 2. Das neue Rechtsverständnis
- 3. Das Landesherrliche Kirchenregiment
- 4. Reformation und Reichsverfassung
- II. Die schweizerische Reformation
- 1. Zwingli
- 2. Calvin
- 3. Die (Kirchen-) Rechtslehre
- 4. Die Ausbreitung der calvinischen Reformation
- § 11. Trienter Konzil und Beginn der Gegenreformation
- I. Das Konzil
- II. Die tridentinische Erneuerung der katholischen Kirche
- 1. Die Verfassungsreformen
- 2. Sonstige Reformen
- 3. Die Durchsetzung des Tridentinums
- § 12. Der Augsburger Religionsfrieden
- I. Der Religionsfrieden
- II. Die Bedeutung des Religionsfriedens
- III. Die Interpretationskämpfe um den Religionsfrieden
- § 13. Die evangelischen Territorien
- I. Landesherrlicher Summepiskopat
- II. Die evangelischen Kirchenordnungen
- III. Die Konsistorialverfassung
- IV. Der Kampf um das kanonische Recht
- § 14. Die katholischen Territorien
- I. Gegenreformation und Frühabsolutismus
- II. Tridentinum und Landeskirchentum
- III. Potestas directa – Potestas indirecta – Potestas directiva
- 118–149 4. Abschnitt. Die Kirche und das Entstehen des „Modernen Staates“ 118–149
- § 15. Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden
- I. Der Dreißigjährige Krieg
- 1. Die Vorgeschichte
- 2. Der Dreißigjährige Krieg
- II. Der Westfälische Frieden
- 1. Amnestie und Restitution
- 2. Normaljahr und Toleranz
- 3. Parität der Religionsparteien
- 4. Säkularisierung und Neutralisierung der Reichsverfassung
- § 16. Staat und Kirche im Zeitalter von Vernunftrecht und Aufklärung
- I. „Natürliches Kirchenrecht“ und „Allgemeines Staatsrecht“
- II. Theorie und Praxis des Staatskirchentums im Protestantismus
- 1. Die vernunftrechtliche Staatsbegründung
- 2. Das Territorialsystem
- 3. Das Kollegialsystem
- 4. Preußisches Allgemeines Landrecht und Wöllnersches Religionsedikt
- 5. Andere Territorien
- III. Evangelische unter katholischer Landesherrschaft – Austreibung und Toleranz
- 1. Verfolgung
- 2. Toleranzgesetzgebung in der Habsburgermonarchie und in Bayern
- IV. Die katholischen Territorien
- 1. Grundlagen des katholischen Staatskirchentums
- 2. Der Josephinismus
- 3. Bayern
- V. Die katholische Reichskirche
- 1. Das „Stiftische Deutschland“
- 2. Der Febronianismus
- VI. Das Ende der gallikanischen Kirche
- § 17. Ende und Neubeginn: Der Reichsdeputationshauptschluss
- I. Die Vorgeschichte
- II. Die große Säkularisation
- III. Die Folgen
- 150–188 5. Abschnitt. Das „lange 19. Jahrhundert“ (1803–1918) 150–188
- § 18. Der Weg in die Moderne
- § 19. Die katholische Kirche in der ersten Jahrhunderthälfte
- I. Das „Zeitalter der Konkordate“
- 1. Das bayerische Konkordat
- 2. Zirkumskriptionsbullen
- 3. Die Konkordatstheorien
- II. Erste Konflikte
- 1. Bischofswahlen
- 2. Die „Kölner Wirren“ und das Mischehenproblem
- III. Die katholische Kirche im Vormärz
- 1. Kirche und Parlamentarismus
- 2. Das Revolutionsjahr
- § 20. Die verfassungsrechtliche Neuordnung nach 1848
- I. Die Reichsverfassung
- II. Die Preußischen Verfassungsurkunden
- III. Der „christliche Staat“
- § 21. Die evangelische Kirche im 19. Jahrhundert
- I. Die Union
- II. Der Kampf um presbyteriale und synodale Verfassungsformen
- III. Die Rheinisch-Westfälische Kirchenordnung
- IV. Die weitere Entwicklung der kirchlichen Eigenständigkeitsbestrebungen
- 1. Preußen
- 2. Bayern
- 3. Andere Länder
- V. Die evangelischen Einigungsbemühungen
- § 22. Der Kulturkampf und seine Vorgeschichte
- I. Die katholische Kirche in den Jahren 1850–1870
- 1. Preußen
- 2. Andere deutsche Länder
- 3. Die Habsburgermonarchie
- II. Der Kulturkampf
- 1. Der Kulturkampf im Reich und in Preußen
- 2. Der Kulturkampf in anderen deutschen und europäischen Staaten
- 3. Die Altkatholiken
- § 23. Die Reform des katholischen Kirchenrechts
- I. Die kirchliche Zentrierung auf Rom
- II. Das 1. Vatikanische Konzil
- III. Der Codex Juris Canonici
- § 24. Das deutsche Kirchensteuersystem
- I. Voraussetzungen und Probleme
- II. Die Ausgestaltung
- III. Kirchensteuer – Instrument der Trennung oder Verbindung von Staat und Kirche?
- 189–233 6. Abschnitt. Die Umwälzungen des 20. Jahrhunderts 189–233
- § 25. Trennungsmodelle: Vorbilder einer Neuordnung?
- I. Vereinigte Staaten
- II. Frankreich
- III. Sowjetunion
- § 26. Die Kirchen in der Weimarer Republik
- I. Der revolutionäre Umbruch
- 1. Die Überleitung des landesherrlichen Summepiskopats
- 2. Die Kirchen und die Republik
- II. Der Kulturkompromiss der Weimarer Verfassung
- 1. „Es besteht keine Staatskirche“
- 2. Das kirchliche Selbstbestimmungsrecht und seine Grenzen
- 3. Die Verfassungsentscheidung für den Korporationsstatus
- 4. Fortbestand der Staatsaufsicht?
- 5. Kirchliches Besteuerungsrecht, Kirchenvermögensgarantie und Staatsleistungen
- 6. Staat und Kirche im Bildungswesen
- 7. Militär- und Anstaltsseelsorge
- 8. Das staatskirchenrechtliche System von Weimar als Ausgleichsordnung
- § 27. Die neuen evangelischen Kirchenverfassungen
- I. Theologie und Kirchenpolitik
- II. Die Strukturentscheidungen der Kirchenverfassungen
- III. Kirchlicher Dienst an Volk und Staat?
- IV. Der Evangelische Kirchenbund
- § 28. Die Konkordate und Kirchenverträge 1924–1933
- I. Die Neubelebung der Konkordatspolitik
- II. Die bayerischen Kirchenverträge von 1924
- III. Preußisches Konkordat und Preußischer Evangelischer Kirchenvertrag
- IV. Die badischen Kirchenverträge von 1932
- V. Die versäumte Chance eines Reichskonkordats
- § 29. Der nationalsozialistische Weltanschauungsstaat und die Kirchen
- I. Die Kirchenpolitik des „Dritten Reiches“
- II. Die Kirchen im Jahr 1933
- 1. Die evangelischen Kirchen
- 2. Die katholische Kirche und das Reichskonkordat
- III. Der evangelische Kirchenkampf
- 1. Bekennende Kirche und Barmer Erklärung
- 2. Staatliche Zwangseingriffe und Spaltung der BK
- IV. Verfolgung – Anpassung – Widerstand
- 1. Die beiden Großkirchen
- 2. Kleine christliche Kirchen, andere Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, israelitische Kultusgemeinden
- 3. Österreich nach dem „Anschluss“
- 4. Das Modell Warthegau
- 234–282 7. Abschnitt. Neubeginn, Kontinuität und Wandel Die Kirchen vor den Herausforderungen der zweiten Jahrhunderthälfte 234–282
- § 30. Die evangelische Kirche nach dem Krieg
- I. Kirchenbund oder Bundeskirche?
- II. Die konfessionellen Kirchenverbindungen
- 1. Die VELKD
- 2. Die EKU
- 3. Reformierter Bund
- 4. Arnoldshainer Konferenz
- III. Die neuen Kirchenverfassungen
- IV. Die „Grundlagenentwürfe“
- V. Die ökumenische Bewegung
- § 31. (Neu)ordnung des Verhältnisses von Staat und Kirche
- I. Die Ausgangslage
- II. Die deutschen Landesverfassungen
- III. Die Entstehung der staatskirchenrechtlichen Bestimmungen des GG
- IV. Die Kirchenverträge
- 1. Evangelische Kirchenverträge
- 2. Militärseelsorge
- 3. Konkordate und Vereinbarungen mit der katholischen Kirche
- 4. Andere Religionsgemeinschaften als Vertragspartner
- V. Alte und neue Wege in der staatskirchenrechtlichen Literatur und Judikatur
- 1. Partnerschaft und Koordination
- 2. Rückkehr zur „juristischen Methode“?
- 3. Trennung von Staat und Kirche als Systemgrundlage?
- 4. Religionsverfassungsrecht als Ordnung grundrechtsgesicherter Freiheit
- § 32. Die Erneuerung des katholischen Kirchenrechts
- I. Das 2. Vatikanische Konzil
- II. Der neue Codex Iuris Canonici
- III. Der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium (CCEO)
- § 33. Die Kirchen im geteilten und wiedervereinigten Deutschland
- I. Die deutsche Teilung
- 1. Die staatlichen Rahmenbedingungen
- 2. Die Abtrennung der ostdeutschen evangelischen Kirchen
- 3. Die katholische Kirche im geteilten Deutschland
- II. Entwicklungen und Probleme nach der deutschen Wiedervereinigung
- 1. Die Geltungserstreckung des Grundgesetzes auf die neuen Bundesländer
- 2. Die Staatskirchenverträge
- 3. Neue Herausforderungen
- 4. Implantationsprobleme des westdeutschen Staatskirchenrechts in den neuen Bundesländern
- 5. Trendwende in der Rechtsprechung?
- 6. Der Islam und das deutsche Staatskirchenrecht
- 283–286 Personenregister 283–286
- 287–308 Sach- und Ortsregister 287–308