Deutschland ist gerechter, als wir meinen
Eine Bestandsaufnahme
Zusammenfassung
Wie ungerecht ist Deutschland wirklich? Hat es einen neoliberalen Soziala
bbau gegeben, der nur noch einen «Suppenküchensozialstaat» übrigließ,
wie vielerorts zu lesen ist? Georg Cremer unterwirft den vorherrschenden
Niedergangsdiskurs einem Realitätstest und zeigt, dass zwar längst nicht alles
gerecht ist in Deutschland, aber doch gerechter als viele meinen.
Wer unsere Debatten verfolgt, der liest viel über soziale Kälte, über steigende
Armut und wachsende Ungleichheit, aber wenig über die Leistungen des Sozialstaats.
Dabei steigt die Zahl der in diesem Sektor Beschäftigten stetig. Heute geben
wir fast 30 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung für den Sozialstaat aus. Zur
Zeit der Wiedervereinigung waren es noch 26 Prozent. Wenn das, was der Sozialstaat
leistet, schlecht geredet wird, wenn positive reformerische Schritte als Klein-
Klein diskreditiert oder schlicht nicht wahrgenommen werden, dann nützt das
den populistischen Kräften, die der Politik unterstellen, sich nicht um «die Belange
des Volkes» zu kümmern. Wenn wir unsere Demokrati e stärken wollen, ist eine
realistischere Diskussion über den Zustand des Sozialstaats unerlässlich. Denn in
Wahrheit sahen wir in den letzten Jahren keinen herzlosen Sozialabbau, sondern
den Versuch der Politik, den Sozialstaat bei wachsenden Leistungen auch in Zukunft
zu sichern und bezahlbar zu halten. Im Niedergangsdiskurs droht Sozialpolitik
die breite politische Unterstützung zu verlieren, ohne die sie nicht handeln kann.
- 1–7 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–7
- 8–13 1. Raus aus dem Niedergangsdiskurs 8–13
- 14–89 Zu Lage und Stimmungen 14–89
- 14–20 2. Der Populismus, der aus der sozialen Kälte kam? 14–20
- Die Schuldigen schnell ausgemacht
- Es sind nicht allein die Abgehängten
- 21–32 3. Alles schreiend ungerecht? 21–32
- Mir geht es gut, dem Land geht es schlecht
- Gerecht sind nur Gerechtigkeiten
- Märkte und Gerechtigkeit
- 33–46 4. Wie weit öffnet sich die Schere? 33–46
- Die Wirtschaft boomt – und unten kommt gar nichts an?
- Mehr Ungleichheit, aber kein Zerfall der Mitte
- Was bleibt, wenn die Miete bezahlt ist?
- Schließung der Qualifizierungslücke
- Der neidvolle Blick nach oben
- 47–56 5. Eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit 47–56
- Unser Wissen ist lückenhaft
- Auch die soziale Sicherung berücksichtigen
- Sind wir ärmer als die Griechen?
- Die Kehrseite der erfolgreichen Wirtschaftsstruktur
- Ist Erben gerecht?
- 57–70 6. Amerikanisierung des Arbeitsmarktes? 57–70
- Das Normalarbeitsverhältnis gewinnt an Boden
- Ist atypisch prekär?
- Müssen immer mehr Rentner arbeiten?
- Beschäftigungsboom mit Schattenseiten
- 71–89 7. Armut in einem reichen Land 71–89
- 15,7 % der Bevölkerung in Deutschland sind arm – was heißt das?
- Neue Armutsgruppen?
- Werden die Arbeitslosen immer ärmer?
- Familienarmut
- Weniger Armut in einem Land, das sich abschottet?
- Es tut sich nichts?
- Und die Tafeln?
- Zugewanderte Armut aus Osteuropa
- 90–179 Zum Befund des Sozialstaats 90–179
- 90–96 8. Suppenküchensozialstaat? 90–96
- Das Narrativ des neoliberalen Sozialabbaus
- Das Soziale wächst mit dem Wohlstand
- 97–112 9. Gesundheitswesen mit niedrigen Zugangshürden 97–112
- Ständige Reformbaustelle
- Steuerung eines schwer steuerbaren Systems
- Zuzahlungen
- Die historisch überkommene Spaltung in gesetzliche und private Krankenversicherung
- Zweiklassenmedizin?
- Wenn es um Gesundheit geht, darf Geld keine Rolle spielen?
- 113–128 10. Rente – schmerzliche Anpassung an den demographischen Wandel 113–128
- Jahrhundertreform, sorglose Flexibilisierung, nicht mehr zu ignorierende Herausforderungen
- Stellhebel der Rentenpolitik
- Selbständige und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung?
- So wirksam wie unpopulär: Erhöhung des Renteneintrittsalters
- Rentenreformen für Nachhaltigkeit
- Renten im freien Fall?
- 129–137 11. Pflege, die neue Säule der Sozialversicherung 129–137
- Ausbau des Sozialstaats oder Erbenschutzprogramm?
- Pflegemarkt statt Wartelisten
- Reformbaustelle Pflege
- 138–147 12. Kinder- und Jugendhilfe – eine Geschichte der Expansion 138–147
- Kitas – Rechtsanspruch auf Betreuung
- Jetzt muss es um Qualitätssicherung gehen!
- Hilfen für gefährdete junge Menschen und ihre Familien
- 148–157 13. Menschen mit Behinderung – der lange Weg zur Teilhabe 148–157
- Von der Fürsorge zum Recht auf Selbstbestimmung
- Neues Denken – neue Praxis?
- Grenzen der Ökonomie
- 158–172 14. Der neoliberale Sozialabbau fand nicht statt 158–172
- Warum hält sich ein falsches Narrativ so hartnäckig?
- Mentalitätswandel der Eliten?
- Fehlalarm von rechts
- Verschlimmern sich die Verhältnisse oder werden wir sensibler?
- 173–179 15. Die Banalisierung der Finanzierungsfrage 173–179
- Auch ein reiches Land kennt Grenzen
- Altersversicherung – das Wunder von Bern?
- Aufspaltung in kleine Häppchen
- 180–237 Wie Weiter? 180–237
- 180–200 16. Einfach mal aus dem System aussteigen? 180–200
- Die Freikugel gegen alle Leiden unserer Zeit?
- Entkoppelung von Einkommen und Arbeit
- Grundeinkommen statt Sozialstaat?
- Wegfall der Sozialleistungen?
- Wie hoch werden die Steuern sein?
- Bleibt uns gar nichts anderes übrig?
- Was ist mit den großen Zielen?
- Diskreditierung des Stückwerks
- 201–218 17. Hartz IV nicht abschaffen, sondern reformieren 201–218
- Was sich bei Hartz IV rasch ändern muss
- Niemanden aufgeben!
- Höhere Hilfen führen zu mehr Empfängern
- «Lohnabstandsgebot» – daran kommt keine Reform vorbei
- Transferentzug und der Sinn der Zuverdienstregelung
- Also ein höherer Mindestlohn?
- 219–223 18. Fairness für Familien mit niedrigem Einkommen 219–223
- Für Familien am unteren Rand der Mitte lohnt sich Arbeit zu wenig
- Einkommensabhängige Kindergrundsicherung
- 224–228 19. Arbeit muss sich auch im Alter gelohnt haben 224–228
- Wie stark wächst das Risiko, im Alter arm zu sein?
- Eine allgemeine Rentenerhöhung nutzt den Armen kaum
- Rente und Grundsicherung klug kombinieren
- 229–237 20. Ausblick: Stückwerk für mehr Gerechtigkeit 229–237
- 238–238 Danksagung 238–238
- 239–253 Anmerkungen 239–253
- 254–267 Literaturverzeichnis 254–267
- 268–272 Register 268–272