Euro
Der Kampf der Wirtschaftskulturen
Zusammenfassung
Etliche Beobachter sind der Ansicht, dass der Euro die aktuelle Krise nicht überleben wird. Anders die Ökonomen Markus Brunnermeier und Jean-Pierre Landau, ein Deutscher und ein Franzose, sowie der britische Wirtschaftshistoriker Harold James. Sie sehen ein Kernproblem des Euro in den unterschiedlichen Wirtschaftskulturen der Euroländer, insbesondere Deutschlands und Frankreichs, die es zu überwinden gilt. Seit der Eurokrise setzen die Mitgliedsländer wieder auf nationale Lösungen, statt gemeinsame Antworten auf die europäischen Probleme zu suchen. Der Kampf der Wirtschaftskulturen ist entbrannt. Während das föderal geprägte Deutschland in der Fiskalpolitik auf starren Regeln beharrt, verlangt das zentralistische Frankreich Stimulusprogramme und eine flexible Handhabung, die den Regierungen Ermessensspielräume lässt. Für die Deutschen sind Finanzierungsengpässe vorwiegend auf Insolvenzprobleme zurückzuführen, die struktureller Reformen bedürfen, wogegen die Franzosen sie als temporäre Liquiditätsprobleme ansehen, die mit einer staatlichen Überbrückungsfinanzierung zu bewältigen sind. Dieses Buch plädiert für die Überwindung dieser Frontstellungen zugunsten einer gemeinsamen europäischen Wirtschaftskultur. Es verbindet ökonomische Analyse und ideengeschichtliche Reflexion und entwirft einen Fahrplan für Europas Zukunft.
- 1–9 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–9
- 10–27 1. Einleitung 10–27
- 10–17 Wirtschaftspolitische Traditionen sind nicht in Stein gemeißelt 10–17
- 18–19 Die Verhandlungen über den Vertrag von Maastricht: Unklarheiten und Masterpläne 18–19
- 20–27 Der Aufbau des Buches 20–27
- 28–107 Teil I Machtverschiebungen unddeutsch-französische Differenzen 28–107
- 28–57 2. Machtverschiebungen 28–57
- Lethargie der europäischen Institutionen
- Die erste Machtverschiebung: von Brüssel in die nationalen Hauptstädte
- Die zweite Machtverschiebung: nach Berlin und Paris und schließlich nach Berlin
- 58–76 3. Historische Ursachen der Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland 58–76
- Kulturelle Unterschiede
- Föderalismus versus Zentralismus
- Mittelstand im Gegensatz zu nationalen Vorzeigeunternehmen
- Kooperative versus konfrontative Gewerkschaften
- Historische Inflationserfahrungen
- 77–107 4. Unterschiede in den Wirtschaftsphilosophien Deutschlands und Frankreichs 77–107
- Traditionen im Fluss: Seitenwechsel
- Die deutsche ökonomische Tradition
- Die französische ökonomische Tradition
- Außenwirtschaftliche Beziehungen
- 108–195 Teil II Monetäre und fiskalische Stabilität: Der Geist von Maastricht 108–195
- 108–125 5. Regeln, Flexibilität, Glaubwürdigkeit und Selbstverpflichtung 108–125
- Zeitinkonsistenz: ex ante oder ex post
- Französische extreme Selbstbindung und Flexibilität
- Externe Selbstbindungen: Wechselkursbindung, Währungsunion und der Goldstandard
- Interne Selbstbindungen: Reputation und institutionelles Design
- Die Bewältigung aktueller Krisen und die Prävention künftiger Krisen
- 126–148 6. Haftung kontra Solidarität: Nichtbeistandsklausel und Fiskalunion 126–148
- Die Nichtbeistandsklausel
- Fiskalunion
- Eurobonds
- Politische Handlungsempfehlungen
- 149–170 7. Solvenz versus Liquidität 149–170
- Entstehung von Ungleichgewichten und der nackte Schwimmer
- Solvenz
- Liquidität
- Den Rubikon durch Zahlungsunfähigkeit überschreiten
- Die Restrukturierung von Staatsschulden und ein Insolvenzmechanismus
- Fiskalische Impulse: Aufstockung und Aufgabenerweiterung von EFSF und ESM
- Monetärer Impuls
- Politische Handlungsempfehlungen
- 171–195 8. Sparpolitik oder Konjunkturprogramm 171–195
- Die Debatte über den fiskalischen Multiplikator
- Produktionslücke oder nicht nachhaltige Booms?
- Die Politik verknüpft Strukturreformen mit Sparpolitik
- Austerität oder Stimulus: die politische Debatte in Europa
- Lehren und politische Handlungsempfehlungen
- 196–289 Teil III Finanzstabilität: Das Stiefkinddes Vertrags von Maastricht 196–289
- 196–216 9. Die Rolle des Finanzsektors 196–216
- Traditionelles Bankwesen
- Modernes Bankwesen und Kapitalmärkte
- Grenzüberschreitender Kapitalverkehr und der Interbankenmarkt
- 217–260 10. Finanzkrisen: Mechanismen und Management 217–260
- Die Mechanismen von Finanzkrisen
- Der Teufelskreis zwischen Bankensektor und Staat und «sichere Anlagen»
- Krisenmanagement: Geldpolitik
- Krisenbewältigung: Fiskalpolitik und regulatorische Maßnahmen
- Ex-ante-Politik: eine Krise vermeiden
- 261–289 11. Bankenunion, Europäische Safe Bonds und Austrittsrisiko 261–289
- Bankgeschäfte in einer Währungsunion
- Sichere Anlagen: Flucht in die Sicherheit, grenzüberschreitende Kapitalströme
- Währungsumstellungs- und Ausstiegsrisiken
- Politische Handlungsempfehlungen
- 290–469 Teil IV Perspektiven anderer Länder 290–469
- 290–305 12. Italien 290–305
- Wirtschaftsphilosophische Kontroversen innerhalb Italiens
- Mezzogiorno: Konvergenz oder Divergenz innerhalb einer Transferunion
- Die wirtschaftlichen Herausforderungen Italiens
- Politisches Gezerre und Niedergang
- 306–349 13. Das angloamerikanische Wirtschaftsmodell und globale Perspektiven 306–349
- Auseinanderstrebende Denkschulen
- Die Europapolitik der USA während der Eurokrise
- Großbritannien: der Brexit und die Politik des nationalen Alleingangs
- China und Russland
- Fazit
- 350–379 14. Der Internationale Währungsfonds (IWF) 350–379
- Philosophie und Krisenmanagement des IWF
- Der IWF und die Troika
- Ein Wechsel an der Spitze des IWF
- Verlust an Glaubwürdigkeit: Durchwursteln, aufgeschobene griechische PSI
- 380–449 15. Die Europäische Zentralbank (EZB) 380–449
- Die EZB vor der Krise: Institutionelles Design und Philosophie
- Die frühen Erfolge und Niederlagen der EZB
- Die EZB und Konditionalität
- Kreditvergabe und die Programme zum Ankauf von Vermögenswerten
- Einheitlicher Bankenaufsichtsmechanismus
- Bestandsaufnahme: Wo steht die EZB?
- 450–469 16. Schluss: Schwarz und Weiß oder 28 Grauschattierungen? 450–469
- 470–471 Dank 470–471
- 472–525 Anhang 472–525
- 472–501 Anmerkungen 472–501
- 502–503 Abkürzungen 502–503
- 504–508 Personenregister 504–508
- 509–525 Sachregister 509–525