Musikphilosophische Schriften
Texte und Dokumente
Zusammenfassung
Dieser Band versammelt sämtliche Schriften zur Musik von Günther Anders aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren. Biographie und Werk des Philosophen erscheinen durch diese Texte in einem neuen Licht. Darüber hinaus liefert der Band einen wichtigen Beitrag zur musikphilosophischen Ideengeschichte.
Der umfangreichste und wichtigste Text ist die 1930/31 im Umfeld der Frankfurter Schule fertiggestellte Studie "Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen", die als Habilitationsschrift geplant war, von Anders aber nicht eingereicht wurde und unveröffentlicht blieb - nicht zuletzt, weil sie noch stark vom Einfluss seines ehemaligen Lehrers Martin Heidegger geprägt war. Ergänzt wird sie durch einige Aufsätze zur Musiksoziologie vom Anfang der Dreißigerjahre, als Anders mit Hanns Eisler in Kontakt stand, sowie einige bereits von ihm publizierte Beiträge – darunter eine Studie zum Hören impressionistischer Musik, ein Artikel über Musik und Radio, dem etwa Theodor W. Adorno einige Aufmerksamkeit gewidmet hat, sowie die "Pariser Musikbriefe" aus der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre. Die nach textkritischen Standards erstellte Edition macht einige wichtige Texte von Anders erstmals zugänglich. Ein Nachwort liefert dem Leser die nötigen Hintergrundinformationen.
- 1–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–8
- 9–12 Vorwort 9–12
- 13–174 Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen [1930/31] 13–174
- 13–140 Einleitung. § 1: Motiv und Gang der Untersuchung 13–140
- I. Negative Bestimmung der musikalischen Situationen
- § 2: Ungeschichtlichkeit der musikalischen Existenz und der musikalischen Situation; echte Repräsentation der Existenz durch die Situation
- § 3: Historischer Exkurs (Hegel, Kierkegaard) zum vorangehenden Paragraphen
- § 4: Enklaven im Kontinuum menschlichen Lebens und die musikalische Situation als Enklave
- § 5: Die musikalischen Zeitakte als unhistorische; Ausfall der Erinnerung; Retention und <Orientierung> [Etagenevidenz]
- § 6: Verhältnis von Abbild und Erinnerung; Unabbildbarkeit der Musik; statt Erinnerung Wiederholung; zyklische Zeit
- § 7: Die musikalische Situation als Mitvollzugssituation; Einheit von Akt und Stimmung
- § 8: Der Mitvollzug und die Kantische «Produktive Einbildungskraft»
- II. Positive Bestimmung der musikalischen Situationen
- § 9: Die (metaphorischen) Charakterisierungen des musikalischen Bewegungssinnes; Umstimmung und Verwandlung der Existenz durch den faktischen Mitvollzug der Bewegungen
- § 10: Exkurs über Umstimmung und Verwandlung
- § 11: Der Begriff der Dimension; Verwandlung des Menschen in eine seiner Dimensionen
- 12: Erstes Verwandlungsbeispiel («Tristan»). Verwandlung der Dimension des Grundes zum Medium, in dem die musikalische Existenz lebt; Aufschlusshaftigkeit bzw. kognitive Funktion der Musik; Verhältni...
- § 13: Zweites Verwandlungsbeispiel (Mozart). Die «Gelöstheit» und ihr Spielraum; die zweite Dimension des melodischen Bogens (außerhalb der eindimensionalen Tonreihe)
- § 14: Raumtheoretischer Exkurs217
- III. Rückfrage nach dem Element des Tones; weshalb sich die Verwandlungssituation im Element des Tones verwirklicht
- § 15: Zwei historische Exkurse über die Koordinierung von Ton und Subjekt: die Hegelsche Zuordnung von Empfindung und Klang (resp. Ton); die griechische Zuordnung von Ethos und Musik
- 16: Phänomenologie von Ton und tonmeinendem Akt; das Er-tönen; Tonvorstellung als virtuelles Singen; die Stimme als Gelöstheit; Indifferenz von Verlautbaren und Hören; das Verhältnis dieser Indiffere...
- § 17: Das Lauschen als repräsentative und spezifische akustische Möglichkeit; es geht auf Ertönen, nicht auf Töne; das Nirgendwohin des Lauschens und die Stille; Lauschen und Ahnung
- IV. Der Begriff der «objektiven» Musik, des musikalischen Gegenstandes und die Situation des Mit-gegenständlich-seins
- § 18: Dialektik der Objektivierung: Objektivierung ist nicht eo ipso ein Sich-objektivieren der Subjektivität; Machen und Sich-ausdrücken; das Sich-einholen der Subjektivität im gemachten Objekt
- § 19: Der theologisch-metaphysische Hintergrund für die Konzeption einer Mensch-unabhängigen Musik bei Augustin; der Verlust der menschlichen «Proportion»
- 20: Die Explikation des Proportionsverlustes in Kants «Analytik des Erhabenen»; Beispiele für Zeitparalysierungen und für Überschreitungen der dem Menschen verständlichen Zeiteinheiten: Josquin, Bach...
- 141–174 Dokumente zu «Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen» 141–174
- 175–204 Musiksoziologie 175–204
- 175–192 Problemformulierungen zur Diskussion über Musiksoziologie 175–192
- 193–199 «Ästhetische Wertmaßstäbe entsprechen ausschließlich Klassen-Interessen und dienen diesen» 193–199
- 200–204 Musiksoziologie / Opposition 200–204
- 205–384 Publizierte Texte zur Musik 205–384
- 205–208 Busoni 205–208
- 209–210 Der Atonale 209–210
- 211–225 Zur Phänomenologie des Zuhörens (Erläutert am Hören impressionistischer Musik) 211–225
- 226–230 Polemische Gefolgschaft 226–230
- 231–234 Unsere Musik – wie ein Inder sie hört 231–234
- 235–247 Pariser Musikbriefe 235–247
- 248–250 Spuk und Radio 248–250
- 251–252 Aussprache [zu Wolfgang Stechow «Raum und Zeit in der graphischen und musikalischen Illustration»] 251–252
- 253–255 Dilthey als Musikphilosoph 253–255
- 256–262 The Acoustic Stereoscope 256–262
- 263–270 Das akustische Stereoskop 263–270
- 271–335 Anmerkungen 271–335
- 336–380 Nachwort 336–380
- 381–384 Editorische Notiz 381–384
- 385–417 Anhang 385–417
- Literaturverzeichnis zu «Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen»
- Literaturverzeichnis zu «Problemformulierungen zur Diskussion über Musiksoziologie»
- Literaturverzeichnis des Herausgebers
- Siglen
- Verzeichnis der Erstveröffentlichungen
- Abbildungsnachweis
- Personenregister
- 418–418 Zum Buch 418–418
- 419–419 Über Autor und Herausgeber 419–419