Martin Luther
Rebell in einer Zeit des Umbruchs
Zusammenfassung
"Martin Luther, der Wittenberger Reformator, lebte in einer 'Epoche, in welcher der Glaube herrscht. Ja, in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit war es im Wesentlichen ihm zu verdanken, dass die Religion zu jener Kraft wurde, die Deutschland und Europa für mehr als ein Jahrhundert in ihren Bann schlagen sollte - 'glänzend, herzerhebend und fruchtbar', aber auch finster, herzzerreißend und zerstörerisch. Das musste auch Luther durchleben - in hochfliegenden Stunden des Erfolgs und der Hoffnung, alle Welt zu überzeugen, und in bitteren Wochen, in denen er Satan und seine finsteren Gewalten gegen sich und sein Werk anstürmen sah. Nie aber hat er daran gezweifelt, dass ihn Gott selbst zu seinem Propheten berufen hatte." (Aus dem Prolog) Kein anderer Deutscher hat die Geschichte Europas zwischen Mittelalter und Moderne stärker geprägt als Martin Luther. Der Wittenberger Mönch bietet Kaiser, Papst und Kirche die Stirn, will die Universalreform der Christenheit, begründet aber den Protestantismus. Heinz Schilling, einer der besten Kenner der Epoche, stellt Luther in seine Zeit und schildert ihn nicht als einsamen Helden, sondern als Rebell in einem gewaltigen Ringen um die Religion und ihre Rolle in der Welt. Seine brillante Biographie dringt tief in Luthers Sphäre ein und zeigt den Reformator als schwierigen, widersprüchlichen Charakter, der kraft seines immensen Willens zwar die Welt verändert - in vielem aber auch ganz anders, als er es beabsichtigte
- 1–12 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–12
- 13–20 Prolog: Luther als Mensch einer Epoche des Glaubens und des Umbruchs 13–20
- 21–114 Erster Teil: Kindheit, Studium und erste Klosterjahre 1483–1511 21–114
- 21–55 I. 1483 – die Christenheit im Aufbruch 21–55
- Neue Weltreiche
- Neue Frömmigkeit und modernisiertes Papsttum
- Bevölkerungswachstum und Handelskapitalismus
- Ein Jahrhundert der Wissenschaften und Künste
- Aufschwung in Deutschland
- Unruhe und Verunsicherung der Menschen
- 56–73 II. Kindheit und Jugend 56–73
- Sohn eines «armen Hauers»?
- Strenge und Radikalität des Mansfelder Alltags
- Schule und Studium
- Intellektuelles Profil und Charakter
- 74–114 III. Krise und Zuflucht im Kloster 74–114
- Studienkrise und Bekehrung vor Stotternheim
- «Der Welt rein abgestorben»?
- Die Seelenqualen der Leistungsfrömmigkeit
- Im Dienste des Ordens bis nach Rom
- 115–356 Zweiter Teil: Wittenberg und die Anfänge der Reformation 1511–1525 115–356
- 115–145 I. Wittenberg 115–145
- «An den Grenzen der Zivilisation»
- Ausbau zur Residenz- und Universitätsstadt
- Bastionen, Ravelins und Festungsgräben
- Zwischen Kloster, Hof und Bürgerstadt
- Universität und Studienreform
- Ein Netz von Freunden und Bekannten
- 146–182 II. Eleutherios – Die Geburt des freien Luther 146–182
- Der lange Weg zur reformatorischen Theologie
- Eine römische Alternativreform
- Die Ablassthesen – Mythos und Wirklichkeit
- «Allein verzappelt mit den Papisten»
- 183–239 III. Der Reformator – Selbstbehauptung vor Kirche, Kaiser und Reich 183–239
- 1. Schritte der Klärung
- Monate der Ungewissheit und Anspannung
- Rechtfertigung vor Orden und Legat
- Niederlage gegen Johannes Eck
- «Die Zeit des Redens ist gekommen» – die Reformschriften von 1520
- Keine Lösung in letzter Minute – Appell an Leo X. und Schuldbekenntnis Hadrians VI.
- Flammendes Fanal gegen den päpstlichen Antichrist
- 2. Der Weg nach Worms
- Hoffnung auf den jungen König Karl
- «Auch gegen den Willen aller Pforten der Hölle»
- Triumphzug unter Leibesqualen
- 3. Reformator und Kaiser
- Erhöhung des heiligen Glaubens oder evangelische Universalreform
- Das «durch die Worte Gottes gefangene Gewissen»
- Die durch erhabene Vorfahren gefangene Majestät
- Nachverhandlungen und Luthers Abreise
- Die geschichtliche Bedeutung des Wormser Geschehens
- 240–278 IV. Die Kärrnerarbeit beginnt 240–278
- 1. Entrückt auf einer festen Burg und Held des Aufruhrs
- Wegscheide der Weltgeschichte1
- «Lebt er noch, oder haben sie ihn gemordet?»
- Präsent in Wort und Bild
- Reform durch das Schwert des Adels und die Gewalt des Volkes?
- «Das Evangelium ist ein Gesetz der Freiwilligen und der Freien»
- 2. Zeit der Besinnung und der Arbeit
- Alltag auf der Wartburg
- Erste Entwürfe für die evangelische Erneuerung der Kirche
- «Meinen Deutschen bin ich geboren»
- 279–321 V. Der Kampf um die Deutungshoheit im eigenen Lager 279–321
- 1. Das Ringen mit den «falschen Brüdern»
- Reformation durch «Aufruhr und Empörung»?
- Nach Wittenberg «in gar viel einem höheren Schutz»
- Predigend das Heft wieder in die Hand genommen
- Reformation allein durch Überzeugung
- Sieg über Karlstadt und die Zwickauer Propheten
- «Wer in Wittenberg den Luther nicht gesehen, der hat überhaupt nichts gesehen»
- 2. Gegen Müntzer und die «mörderischen Rotten der Bauern»
- Christenfreiheit als Bauernfreiheit?
- Luther oder Müntzer
- Zuflucht zu den Obrigkeiten
- Luthers Triumph und seine Kosten
- «Sein Tod liegt auf meinem Halse»
- 322–356 VI. Angekommen in der Welt – Ehe, Familie, Großhaushalt 322–356
- 1. Hochzeit als Zeichen in der Endzeit
- Katharina von Bora
- Auf Freiersfüßen
- Die Hochzeit – geschmäht auf Erden, im Himmel bejubelt
- Neue Alltagserfahrungen – Sexualität und Gattenliebe
- 2. «Herr Käthe»
- «Damit der Doctor macht, wie ich will»
- Der Großhaushalt im Schwarzen Kloster
- Die Tischgespräche
- 3. Kinder sind das lieblichste Pfand in der Ehe
- Vaterliebe
- Vaterhärte
- 357–644 Dritter Teil: Zwischen Prophetengewissheit und zeitlichem Scheitern 1525–1546 357–644
- 357–450 I. Evangelische Erneuerung von Kirche und Gesellschaft 357–450
- 1. Wittenberg als Luthers Kathedralstadt
- Partikulare Reformation statt Universalreform
- Der alte Luther – pessimistisch und rastlos tätig
- Christliche Bürgertugenden und Sittenzucht
- Seelsorger und Prediger
- In der Zentralkanzlei des Protestantismus
- Auf Dienstreisen
- 2. Wittenbergs Theologie zwischen Rom und Zürich
- Eine Kultur der Kontroverse
- Gegen Erasmus und die humanistische Willensfreiheit
- Die reale Gegenwart Christi auf Erden – Abendmahl und Taufe
- Die akademische Lehre
- Lutherrose und Marienfrömmigkeit
- 3. Um die evangelische Ordnung der Kirche und eine christliche Erziehung der Kinder
- Mittelalterliche Reformmodelle und reformatorische Neubegründung
- Gemeindekirchliche Anfänge – die Leisniger Kastenordnung
- Die sächsische Visitationsordnung
- Eine evangelische Generalreform in Schule und Familie
- Luthers Katechismus
- Sündenerforschung und Beichte
- Die Folgen – Konfessionskirchen und Konfessionskulturen der Neuzeit
- 451–529 II. «Aber wir Christen stehen in einem anderen Kampf» – vor den Herausforderungen der Welt 451–529
- 1. Streitbarer Zaungast des Augsburger Bekenntnisreichstags
- Ein versöhnlicher Aufruf des Kaisers
- Im Reich der Dohlen
- Ringen um die Confessio Augustana
- Kleingläubigkeit und Realitätssinn
- Gegen Ökumene, Religionsgespräche und Konzil
- 2. Bündnisrecht und Widerstand – eine biblische Politiklehre
- Zurück in Wittenberg
- Politikberatung in Zeiten der Krise
- Von zwei Reichen und zwei Regimenten
- Widerstandsrecht und Schmalkaldischer Bund
- Gegen den politischen Katholizismus und die Täufer in Münster
- Päpstliches Konzil und «Testament der Religion halben»
- 3. Das Dilemma der hessischen Doppelehe
- «Hemmungslose Sexualität» oder «Ende der Doppelmoral»?
- Vergleichsfälle im katholischen Lager
- Seelsorge und Politik
- 4. Wirtschaft, Gesellschaft, Lebenswelten
- «Leihet ohne Wiedernehmen» ist in der Welt nicht praktikabel
- Gegen Wucherer und Spekulanten
- Beruf und Stand
- Über Hexen und Zigeuner
- Handeln des Christen in der Welt
- 530–580 III. Im Widerstreit der Emotionen – zwischen gottergebener Lebensfreude und apokalyptischen Ängsten 530–580
- 1. Irdische Freuden – Bilder, Dichtung und Musik
- «Denn ichs mit den bilderstürmen nicht halte»
- «Wenn ich schreib, fließts mir»
- «Ich liebe die Musik»
- «Damit das Wort Gottes auch durch Gesang unter den Leuten bleibt»
- 2. Eschatologische Bedrohung – Türken und Juden
- Die Türkenschriften zwischen Zeit- und Heilsgeschichte
- Die Juden – der lebensweltliche Hintergrund
- Josel von Rosheim
- Die frühen und die späten Judenschriften
- «Das wesserig jüdische blut»
- Endzeitdenken und Abwehr der Andersgläubigen
- 581–618 IV. Sterben in Christo – «wir sind alle Bettler, das ist wahr» 581–618
- Nach Mansfeld zur Rettung von Bergbau und evangelischer Kirche
- Die letzten Predigten – wider die Türken, Juden und den Teufel
- Die letzte Botschaft – Sterben in Christo
- Trauerzeremoniell, Grablegung und Luthermemoria
- Nochmals Reformator und Kaiser
- 619–644 Epilog: Luther und die Neuzeit – die Dialektik von Scheitern und Erfolg 619–644
- Eine veränderte Welt und Luthers Anteil daran
- Das Ende des Universalismus
- Luthers Erfolg und seine Voraussetzungen
- Neuzeitliche Konfessionskirchen und Konfessionskulturen
- Staat und Politik
- Toleranz und Pluralismus
- Christen und Juden
- Freiheit und Gewissen
- Welthaftigkeit des Glaubens
- 645–728 Anhang 645–728
- 645–650 Nachwort zur vierten, aktualisierten Auflage 645–650
- 651–652 Danksagung 651–652
- 653–693 Anmerkungen 653–693
- 694–719 Bibliographie 694–719
- 720–721 Bildnachweis 720–721
- 722–728 Personenregister 722–728
- 729–729 Karte: Luthers Lebensraum – Sachsen und Thüringen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 729–729
- 730–730 Karte: Städte, Dörfer und Flecken im sächsisch-thüringischen Raum, zu denen Luther Beziehungen hatte 730–730
- 731–731 Zum Buch 731–731
- 731–731 Über den Autor 731–731