Freudenberg
Ein Familienunternehmen in Kaiserreich, Demokratie und Diktatur
Zusammenfassung
Das traditionsreiche Familienunternehmen Freudenberg, zu dem so bekannte Marken wie Vileda gehören, zählt zu den größten deutschen Industrieunternehmen. Die 497 Gesellschaften der Freudenberg Gruppe sind an 170 Produktionsstandorten in weltweit 57 Ländern tätig. Joachim Scholtyseck legt nun die erste wissenschaftlich unabhängige Geschichte dieses "hidden champion" der deutschen Industrie vor, die von den Anfängen bis ins Jahr 1949 reicht.
Das 1849 gegründete Unternehmen war einst der größte Lederhersteller Europas. In der Weimarer Republik weitete die Firma angesichts der wirtschaftlichen und strukturellen Krisen ihre Geschäfte mit Erfolg auf das Feld der Dichtungstechnik und ab Mitte der 1930er Jahre auch der "Lederersatzstoffe" aus. Die Freudenbergs dachten politisch liberal und lehnten den Nationalsozialismus ab. Dennoch kamen sie in den Jahren des "Dritten Reiches" ihren Geschäftsidealen immer weniger nach und spielten sowohl bei "Arisierungen" als auch bei der Planung und der Nutzung von Testergebnissen auf der "Schuhprüfstrecke" im KZ Sachsenhausen eine Rolle. Daher lässt sich anhand der Geschichte des Unternehmens auch zeigen, warum sich selbst ehrliche Kaufleute wie die Freudenbergs im "Dritten Reich" die verwerflichen und verbrecherischen Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Politik für ihren Geschäftserfolg zu Nutze machten.
- 1–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–10
- 11–20 Einleitung 11–20
- 21–38 Kapitel 1 Eine wirtschaftsbürgerliche Lebenswelt im Kaiserreich: Anfänge und Entwicklungen des Unternehmens Freudenberg bis zum Ersten Weltkrieg 21–38
- Anfänge des Unternehmens
- Das Unternehmen in der Kaiserzeit
- Carl Freudenberg als Familienunternehmen
- Ein badischer Patriarch: Hermann Ernst Freudenberg
- Der Erste Weltkrieg
- 39–64 Kapitel 2 Das Unternehmen Freudenberg nach 1918: Revolution, Hyperinflation und Scheinblüte 39–64
- Das Ende des Krieges und der Übergang zur Friedenswirtschaft
- Wirtschaftliche Aufholjagd im Zeichen der Inflation
- Eine Scheinblüte
- Struktureller Wandel und Weltwirtschaftskrise: Vorboten des Überlebenskampfs der deutschen Lederindustrie
- 65–78 Kapitel 3 Unternehmer und Politik: Richard und Walter Freudenberg in der Weimarer Republik 65–78
- Dem politischen Liberalismus verpflichtet
- Verteidiger des Bürgertums und der Demokratie
- 79–96 Kapitel 4 Die Familie Freudenberg und der Nationalsozialismus 79–96
- Unternehmer zwischen Pragmatismus und Opportunismus
- Nähe und Distanz zum «Dritten Reich» in der Familie Freudenberg
- Der Nationalsozialismus in Weinheim
- 97–110 Kapitel 5 Betriebsorganisation und Belegschaft: Kontinuität oder Wandel? 97–110
- Das Eindringen der Nationalsozialisten in den Betrieb
- Der Betriebsalltag
- 111–180 Kapitel 6 Von Tack bis Kern: «Arisierungen» bei Carl Freudenberg 111–180
- «Arisierungen» in Deutschland
- Eine frühe «Arisierung»: Die Übernahme der Conrad Tack & Cie. AG im Jahr 1933
- Die Übernahmeverhandlungen und die Einigung mit den Tack-Eigentümern 1933
- Das Schicksal Hermann Krojankers
- Guter Wille oder gutes Geschäft? – Die Ambivalenz einer «freundlichen Arisierung»
- Die Entwicklung von Tack unter Freudenberg
- Bottina und Leiser
- Die «Arisierung» der Lederwerke Sigmund Hirsch
- Zunehmende Routine: Weitere «Arisierungen» und «Arisierungs»-Überlegungen in Deutschland
- Restitutionsverhandlungen und -vergleiche
- 181–188 Kapitel 7 Der Weg zur Kommanditgesellschaft 181–188
- 189–202 Kapitel 8 Das Leder als Auslaufmodell? 189–202
- Die Autarkiepolitik und ihre Folgen
- Die Entwicklung des Ledergeschäfts
- Der Erwerb der Gustav Hoffmann AG
- 203–242 Kapitel 9 Auf dem Weg in eine diversifizierte industrielle Zukunft: Vom Simmerring zur Nora-Sohle 203–242
- Verwissenschaftlichung und Diversifizierung
- Der Simmerring
- Neue Werkstoffe
- Die Nora-Sohle
- Lederfaserwerkstoffe
- Synthetisches Gummi oder Lederfaserwerkstoffe?
- Verbandsstreitigkeiten
- Die «Gemeinschaft Schuhe»
- 243–260 Kapitel 10 Österreich und Sudetenland: Beteiligungsversuche der Firma Freudenberg im Zuge der deutschen Expansion 243–260
- Die gescheiterte Übernahme der Del-Ka in Österreich
- Die Schuhfabrik Langfelder
- Erfolglose Sondierungen im Sudetenland, in der annektierten Tschechoslowakei und im besetzten Polen
- Die Naturin AG in Prag
- 261–272 Kapitel 11 Aufträge im Zeichen von Aufrüstung und Krieg: Die Werke Schopfheim, Schriesheim und das Simmerwerk 261–272
- 273–282 Kapitel 12 Walter Freudenberg im Dienst der Wehrmacht 273–282
- Die deutsche Herrschaft über die polnische Industrie
- Dienste des Beauftragten für die Rohstofferfassung
- 283–312 Kapitel 13 Expansion, «Arisierungsversuche» und «Arisierungen» in den besetzten Niederlanden und Frankreich 283–312
- Die Grundzüge der deutschen Expansionsstrategie im Westen
- Ein gescheiterter «Arisierungsversuch» in den Niederlanden
- Der Fall Chromex
- Ein französischer Tack-Konzern? Der Beteiligungsversuch an den Chaussures André
- Verantwortlichkeit und Motive in Frankreich
- 313–320 Kapitel 14 Der kollektive Parteibeitritt der Führungsriege im Jahr 1943 313–320
- 321–362 Kapitel 15 Die «Schuhprüfstrecke» im KZ Sachsenhausen 321–362
- Grundbedingungen und Planungen
- Eine Prüfstrecke für die deutsche Schuhindustrie
- Die Organisation der «Schuhprüfstrecke» im KZ Sachsenhausen
- Arbeits- und Lebensbedingungen der «Schuhläufer»
- Freudenberg-Experten bei der «Schuhprüfstrecke»
- Verantwortlichkeit und Motive
- 363–388 Kapitel 16 Zwangsarbeit bei Freudenberg 363–388
- Der Zwangsarbeitereinsatz im «Dritten Reich»: Ein kurzer Überblick
- Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in den Freudenberg-Betrieben
- Der Zwangsarbeitereinsatz und die Unternehmensleitung
- 389–400 Kapitel 17 Vorbereitungen auf die Zeit nach Hitler: Das Unternehmen Freudenberg im Angesicht der Niederlage 389–400
- Kontakte ins Ausland
- Neuordnung des Wirtschaftsraums und Teilevakuierungen: Die Versuche, den Betrieb zu retten
- Carl Freudenberg und die letzten Kriegsmonate in Weinheim
- 401–418 Kapitel 18 Die juristische Aufarbeitung: Ermittlungen, Haft und Spruchkammerverfahren 401–418
- Harte Bestrafung oder pragmatisches Vorgehen? – Die amerikanische Debatte über den Umgang mit der deutschen Wirtschaft
- Im Visier der Justiz
- Richard Freudenberg in Haft
- Verfahren oder Freiheit?
- Die Entnazifi zierung
- 419–438 Kapitel 19 Neubeginn und Restrukturierungen 419–438
- Neuanfang mit bewährten Kräften
- Eine Zeit des Übergangs – Freudenberg in der Nachkriegszeit
- Richard Freudenbergs Rückkehr in die Politik
- 439–454 Fazit 439–454
- 455–458 Nachwort und Dank 455–458
- 459–640 Anhang 459–640
- Abkürzungen
- Anmerkungen
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Archivquellen
- Literatur
- Bildnachweis
- Personenregister
- Firmenregister
- 641–641 Stammbaum Familie Freudenberg 641–641
- 642–642 Zum Buch 642–642
- 642–642 Über den Autor 642–642