Götter und Mythen des Nordens
Ein Handbuch
Zusammenfassung
Als die Söhne Borrs am Meeresstrand entlangliefen, fanden sie zwei Baumstämme. Die hoben sie auf und schufen daraus die Menschen. Der Erste gab ihnen Seele und Leben, der Zweite Verstand und Bewegungsfähigkeit, der Dritte äußere Gestalt, Sprechvermögen und die Fähigkeit zu hören und zu sehen. Sie gaben ihnen Kleider und Namen; der Mann hieß Ask, die Frau Embla, und aus ihnen ging das Menschengeschlecht hervor, dem Midgard zur Heimstatt gegeben wurde.
Mit diesen Worten beschreibt Snorri Sturluson (1179–1241), der bedeutendste Autor des skandinavischen Mittelalters, in der Edda die Erschaffung des Menschen. Mag man in diesem kleinen Text noch ferne Anklänge an den christlichen Schöpfungsmythos erkennen, so ist das kein Zufall. Jene Autoren, die uns das Wissen über das nordische Pantheon, die Entstehung der Welt und ihren Untergang, aber auch Kämpfe mit Monstern und andere Abenteuer überliefert haben, kannten die christliche und darüber hinaus die antike heidnische Gedankenwelt. Klaus Böldl erzählt in seinem spannenden Buch die Mythen des Nordens, erhellt aber auch die vielschichtigen kulturellen Rahmenbedingungen, unter denen sie entstanden sind.
- 1–6 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–6
- 7–9 Vorbemerkung 7–9
- 10–32 1. Nordische Mythologie und germanische Religion 10–32
- 33–51 2. Von Mönchen und Mythen: Island im Mittelalter 33–51
- Island – ein Rückzugsgebiet des nordgermanischen Heidentums?
- Klassische Mythen in klösterlichen Schreibstuben – eine literarische Vorgeschichte der Edda
- Christliche Gegenwart – heidnische Vergangenheit
- Snorri Sturluson
- 52–92 3. Alte Götter und mittelalterliche Pergamente: Ein Überblick über die mythologischen Überlieferungen des Nordens 52–92
- Eddische und skaldische Poesie
- Snorri Sturlusons Edda
- Die Liederedda
- Völuspá: «Die Weissagung der Seherin»
- Die übrigen Götterlieder
- Mythische Motive in den heroischen Traditionen der Edda
- Die Ynglinga saga
- Saxo Grammaticus
- 93–141 4. Von den ersten und den letzten Dingen: Kosmogonie, Kosmologie und Eschatologie der Edda 93–141
- Die Erdschöpfung aus dem Urmeer
- Der Urriese Ymir
- Die Erschaffung des Menschen
- Die mythische Begründung der Gesellschaftsordnung in der Rígsþula
- Die mythische Landschaft der Edda
- Der Weltenbaum
- Böse Vorzeichen: Balders Tod
- Die Ragnarök: Untergang und Neuentstehung der Welt
- Göttliche Grenzgänger: Loki und Heimdall
- 142–187 5. Odin: der Gott der vielen Namen 142–187
- Steckbrief eines schwer zu fassenden Gottes
- Odin als göttlicher Arzt
- Odins Herkunft und seine Familie in der Edda
- Odins Orte: Hlidskjalf und Walhall
- Odins Tiere
- Die Nähe des Todes und das Wissen der Toten
- Lebenswasser und Weisheitstrank
- 188–231 6. Thor: Himmelsgott und Riesenbezwinger 188–231
- Donar: Thor vor der Wikingerzeit
- Thor im Norden
- Thors Hammer
- Thor als Gott der Landnahme
- Thors Familie und Wohnsitz
- Thor und die Riesen: eine immerwährende Feindschaft
- Thor und die Midgardschlange: ein zentraler Mythos der Wikingerzeit
- 232–272 7. Fruchtbarkeit und Tod: Die Götter des Wanenkreises 232–272
- Njörd
- Frey
- Frey und der «Uppsalareichtum»
- Freyja
- Frigg und andere Göttinnen
- Disen, Nornen, Walküren
- Thorgerd Holgabrud
- 273–278 8. Der Winterkönig und seine Tochter: Samen als mythische Wesen 273–278
- 279–292 9. Vom Pergament zum Computerspiel – der lange Marsch der nordischen Götter durch die Mediengeschichte 279–292
- 293–294 Abkürzungen 293–294
- 295–304 Literaturhinweise 295–304
- 305–308 Register historischer Gestalten 305–308
- 309–319 Register mythischer Gestalten, Gegenstände und Orte 309–319
- 320–320 Bildnachweis 320–320