Richard Wagner und die Deutschen
Eine Geschichte von Hass und Hingabe
Zusammenfassung
Richard Wagner ist der Komponist, über den die deutsche Gesellschaft bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist. Nach Wagners Tod holte sie sich den Vergangenen in ihre Gegenwart zurück. Denn Wagner konnte beinahe allen alles verheißen. Sven Oliver Müller erzählt in diesem Buch die aufregende Geschichte des Wagner-Mythos zwischen Verklärung und Verdammung, zwischen Hass und Hingabe. Sie war und ist ein Brennspiegel der deutschen Geschichte – vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus bis hin zur Bundesrepublik, der DDR und dem wiedervereinigten Deutschland. Was wurde nicht alles aus Wagner und seinem Werk gemacht: Monarchen und Präsidenten, Unternehmer und Kleriker, Bürger und Adelige, Linke und Rechte, sie alle liebten ihn, verachteten ihn und betrieben mit ihm und seinen Opern Politik. Sven Oliver Müller schildert auf breiter Quellenbasis, wie Wagner nicht nur in Bayreuth und anderen Opernhäusern, sondern auch im politischen und gesellschaftlichen Leben, auf Staatsempfängen, in Denkmälern, in Filmen und in Kitschwaren immer präsent blieb. Fast jeder Sehnsucht und jedem Abscheu diente er als Fluchtpunkt und wurde dabei immer wieder neu entdeckt.
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- 1–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–8
- 9–24 Ouvertüre im Februar 1883: Der Tod in Venedig und die Geburt eines Genies 9–24
- 25–100 Erster Aufzug: Viel Feind, viel Ehr – Wagner im Deutschen Kaiserreich 25–100
- 1. Freunde und Feinde des «Gesamtkunstwerks»
- 2. Staatsbesuche: Ästhetische und politische Visionen König Ludwigs II. und Kaiser Wilhelms II.
- 3. Nationalismus und Antisemitismus in der Wagner-Rezeption
- 4. Die Entzauberung des Bühnenweihfestspiels: Vom Streit um die Exklusivitätsrechte am Parsifal 1913
- 5. Der Wagner-Mythos in Europa. Zum kulturellen Transfer des «Gesamtkunstwerks» in London und Paris
- 101–142 Zweiter Aufzug: Verletzter Stolz – Wagner in der Weimarer Republik 101–142
- 1. Die Nation als Waffe und Vorstellung: Die Meistersinger bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele 1924
- 2. Der Stoff , aus dem die Träume sind? Fritz Langs monumentales Kino-Epos Die Nibelungen
- 3. Auf der Suche nach dem verlorenen Vorbild: Wagner-Denkmale
- 4. Arturo Toscanini in Bayreuth – eine emotionale Herausforderung
- 143–182 Dritter Aufzug: Verherrlichung und Zwang – Wagner im Nationalsozialismus 143–182
- 1. Zwei Charismatiker: Adolf Hitler begegnet Richard Wagner
- 2. Emotionale Besatzungspolitik: Wagners Werk in Frankreich im Zweiten Weltkrieg
- 3. Schicksalsmacht und Durchhaltemusik: Zur Wirkung Wagners in der Propaganda
- 183–244 Vierter Aufzug: Schuld und Sühne – Wagner in der frühen Bundesrepublik und in der DDR 183–244
- 1. Nachkriegsgesellschaften: Kulturelle und politische Grenzziehungen in den 1950er Jahren
- 2. Inszenierungen der Vergangenheitsbewältigung – Debatten über einen (un)politischen Wagner und der Streit um die Neubewertung
- 3. «Das Böse der Banalität» – Hans-Jürgen Syberbergs Film über Winifred Wagner
- 245–284 Fünfter Aufzug: Sinn und Sinnlichkeit – Deutschland nach der Wiedervereinigung 245–284
- 1. Wer ist das Publikum? Sinnsuche und Selbstinszenierung der Opernbesucher
- 2. Wagner-Rezeption in der Postmoderne: Das institutionalisierte Wagnerianertum konkurriert mit musikalischen Massenevents
- 3. Stars und Staatsbesuche bei den Bayreuther Festspielen
- 285–292 Finale: Verliert sich die Spur Richard Wagners im 21. Jahrhundert? 285–292
- 293–351 Anhang 293–351
- Anmerkungen
- Dank
- Literaturhinweise
- Bildnachweis
- Personenregister