Stasi konkret
Überwachung und Repression in der DDR
Zusammenfassung
Eine lückenlose Überwachung von Post und Telefon, ein Spitzel in jeder Kneipe, die Verstrahlung von Oppositionellen – es gibt nur wenig, was man der Stasi nicht zutraut. Doch was konnten Mielkes Männer wirklich und was taten sie ganz konkret? Ilko-Sascha Kowalczuk erzählt in diesem Buch die Geschichte der Stasi und hinterfragt dabei manche der scheinbaren Gewissheiten, die sich mit ihrem Bild verbinden.
Dass die Stasi alles wusste, mithörte und kontrollierte, vermuteten viele Menschen in der DDR. Sie selbst schürte diesen Mythos, um den Anpassungsdruck zu erhöhen. Nach 1989/90 ist sie zudem regelrecht dämonisiert worden. Ließ sich die Verantwortung für die SED-Diktatur auf diese Weise doch bequem auf einer einzigen ihrer Säulen abladen. Ilko-Sascha Kowalczuk wendet sich in diesem Buch gegen beides: Verharmlosungen und Übertreibungen. Stattdessen bestimmt er den historischen Ort der Stasi anhand ihrer konkreten Handlungen und deren Kontexten. Dabei gerät so manche scheinbare Gewissheit ins Wanken. So liefert dieses Buch etwa gute Argumente dafür, dass die Zahl der IM nur halb so hoch gelegen haben dürfte, wie gemeinhin angenommen, und dass die Intensität der Postkontrolle und die Stasi-Arbeit im Westen überschätzt werden. Viel zu lange hat sich die Forschung an den Plänen, Begrifflichkeiten und Kategorien des MfS orientiert. Es wird Zeit für eine Geschichte von unten, die fragt, was die Stasi konkret tat. Die DDR wird nicht Stasi-, sondern vollkommen zutreffend SED-Diktatur genannt.
- 1–6 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–6
- 7–8 Vorspann 7–8
- 9–20 Vorwort 9–20
- 21–56 I. Geheimpolizei und Kommunismus 21–56
- Ausgangsbedingungen: die sowjetische Besatzungsherrschaft
- Souveränität ohne Selbständigkeit – Die schrittweise Übertragung der Regierungsgeschäfte an die DDR
- Der Weg zur Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit
- Der sowjetische Geheimpolizei- und Geheimdienstapparat in der SBZ
- «Abwehr» und «Aufklärung»: Praxis und Theorie in der Kommunistischen Partei
- Nachkriegsentwicklungen der Politischen Polizei bis Ende 1948
- 57–184 II. Das MfS in der SED-Diktatur 57–184
- Die ersten Rekrutierungen
- Die Gründergeneration der ostdeutschen Geheimpolizei
- Die «Russen-Gruppe»
- Die «Häftlingsgruppe»
- Die «Antifa-Gruppe»
- Die Gruppe «unbeschriebener Blätter»
- Prägungen der «Gründergeneration»
- Die Ministerfrage
- Das MfS und die sowjetischen Dienste
- Das MfS vor dem 17. Juni 1953
- Der Fall Karl Hamann: 1952–1956
- Zwischen Volksaufstand und Mauerbau
- Das MfS in der Endphase der Ära Ulbricht
- Der Prager Frühling und die Folgen
- Die Stasi unter Honecker
- Staatssicherheit in der Praxis: ein Fallbeispiel
- Von der «Liquidierung» zur «Einschränkung». Die Bekämpfung von Widerstand und Opposition
- 185–246 III. Tschekisten und Spitzel. Hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter 185–246
- Die hauptamtlichen Mitarbeiter
- Die inoffiziellen Mitarbeiter
- 247–276 IV. Weltweit im Einsatz? Das MfS außerhalb der DDR 247–276
- Wie ein Agent der Hauptverwaltung A ins Gefängnis kam
- 277–332 V. Opposition und Widerstand. Das «Liebesministerium» (G. Orwell) in Aktion 277–332
- Wahlen 1950
- 17. Juni 1953
- Antikommunistischer Widerstand nach dem Aufstand
- Mauerbau
- Prager Frühling
- Brüsewitz, Biermann, Bahro – Folgen
- Polen
- Keine Bilanz
- 333–362 VI. 1989/90 und die Folgen: Schlussbemerkungen 333–362
- Nachspiele
- 363–364 Danksagung 363–364
- 365–407 Anmerkungen 365–407
- 408–412 Abkürzungsverzeichnis 408–412
- 413–419 Auswahlbibliographie 413–419
- 420–421 Bildnachweis 420–421
- 422–428 Personenregister 422–428