Der lange Schatten der Vergangenheit
Erinnerungskultur und Geschichtspolitik
Zusammenfassung
Wir haben das 20. Jahrhundert verlassen, aber es hat uns nicht verlassen. Während es immer weniger Zeitzeugen und Überlebende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust gibt, sind wir mehr als sechzig Jahre nach den traumatischen Ereignissen weiterhin intensiv damit beschäftigt, dieser Vergangenheit eine Erinnerungsgestalt zu geben. Aleida Assmann untersucht in diesem klar und anschaulich geschriebenen Buch, das sich beherzt über Fächergrenzen hinwegsetzt, unterschiedliche Wege, die von individuellen zu kollektiven Konstruktionen der Vergangenheit führen, und geht den Spannungen zwischen persönlicher Erfahrung und offiziellem Gedenken nach. Ein unentbehrlicher Wegweiser für alle, die nach der Gegenwart und der Zukunft der Erinnerung fragen.
- 1–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–10
- 11–11 Vorwort 11–11
- 12–18 Einleitung: Triumph und Trauma 12–18
- 19–116 Erster Teil: Theoretische Grundlagen 19–116
- 1. Von individuellen zu kollektiven Konstruktionen der Vergangenheit
- Das individuelle Gedächtnis
- Das soziale Gedächtnis
- Kollektives Gedächtnis – eine Fiktion?
- Drei Dimensionen des Gedächtnisses: neuronal, sozial, kulturell
- Das politische Gedächtnis
- Renan als Theoretiker des nationalen Gedächtnisses
- Mythos
- Exkurs: Gedächtnis und Geschichte
- Annäherungen zwischen Geschichte und Gedächtnis im Schatten des Holocaust
- Das kulturelle Gedächtnis
- Speichergedächtnis und Funktionsgedächtnis
- Zusammenfassung
- 2. Grundbegriffe und Topoi des individuellen und kollektiven Gedächtnisses
- Wer erinnert sich?
- Sieger und Verlierer
- Opfer und Täter
- Die Figur des Zeugen
- Wie wird erinnert?
- Trauma
- Beschweigen
- Vergessen
- Trauer
- Wandel der Geschichtspolitik
- 117–271 Zweiter Teil: Analysen und Fallbeispiele 117–271
- 3. Wie wahr sind Erinnerungen?
- Ich-Gedächtnis und Mich-Gedächtnis (Günter Grass)
- Authentizitätsprobleme
- Zwei Erinnerungen an Auschwitz (Primo Levi und Reinhart Koselleck)
- Spur und Bahn: zwei Gedächtnismodelle
- Erinnern und Vorstellen
- Zusammenfassung
- 4. Falsche Erinnerungen: Identitätspathologien am Ende des 20. Jahrhunderts
- Lockes Identitätskonzept
- Der Fall Schneider/Schwerte
- Der Fall Bruno Dössecker/Binjamin Wilkomirski
- Soziale Gedächtnisrahmen
- 5. Inkorrekte Erinnerungen: Über die normative Kraft sozialer Gedächtnisrahmen
- Der Holocaust als ‹Gedächtnisrahmen›
- Halbwachs' Theorie des Gedächtnisrahmens
- Der Fall Jenninger
- Brauchbare und unbrauchbare Erinnerungen
- 6. Fünf Strategien der Verdrängung
- Aufrechnen
- Externalisieren
- Ausblenden
- Schweigen
- Umfälschen
- Asymmetrien im deutschen Gedächtnis
- 7. Deutsche Opfernarrative
- Bombenkrieg (W. G. Sebald und Jörg Friedrich)
- Das Zurückfluten von Erinnerungen
- Vertreibung (Günter Grass, Im Krebsgang)
- Die (Un-)Vereinbarkeit von Leid und Schuld
- Hierarchisierung
- 8. Schnittstellen zwischen Erfahrungsgedächtnis und kulturellem Gedächtnis
- Vom individuellen zum sozialen Gedächtnis
- Vom individuellen zum kollektiven Gedächtnis
- Vom individuellen zum kulturellen Gedächtnis
- Inkarnierte Erlebniserinnerung – exkarniertes Mediengedächtnis
- Zur Asymmetrie von Opfer- und Tätergedächtnis
- 9. Gedächtnisorte in Raum und Zeit
- Gedenkstätten
- Traumatische Orte
- Gedenken und Vergessen
- Traumatische Jahrestage
- Erinnern als Wieder-Holen – Gedächtnis zwischen Mythos und Geschichte
- 10. Die Zukunft der Erinnerung an den Holocaust
- Repräsentation
- Institutionalisierung
- Massenmedien
- Das Internet als Gedächtnismedium?
- Was hält die Erinnerung am Leben? Gefahren und Chancen
- 11. Europa als Erinnerungsgemeinschaft
- Europäische Identitätskonstruktionen
- Der Holocaust als Gedächtnis Europas?
- Europäische Erinnerungen nach 1945
- Unterschiede in West und Ost
- Regeln für einen verträglichen Umgang mit nationalen Erinnerungen
- 272–320 Schluss: Der lange Schatten 272–320
- Anmerkungen
- Literatur
- Personenregister