Englands Existenz sei gestaltlos, hat Carl Schmitt immer wieder formuliert: ein Todesurteil für jede Ikonographie im eigentlichen Sinne. Aber nicht allein die Gestalt- und damit Formlosigkeit der Insel war dem Staatsrechtler unheimlich, auch vor dem sie umgebenden Meer fürchtete er sich. In seinem Tagebuch notierte er 1922 im Anschluss an einen Traum: «Besonders meine Angst vor dem Empörer (Traum vom 23.11.22), das Neptunische, Auflösende, Geheimnisvolle, mein Bewusstsein verzehrend, mich entseelend; die Angst an der Ostsee in Greifswald, die Unruhe in Helgoland, das Monströse, Schlangengift, Medusenhafte des Moores». Und weiter: «Womit beginnt die Welt: Gott schied das Wasser vom festen Land». Der Gegensatz zum «Festen», dem Gestalteten, war für Schmitt also nicht allein ein angstbesetzter Reflex, sondern mythographisch und theologisch fundiert.
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