Einführung in die Provenienzforschung
Wie die Herkunft von Kulturgut entschlüsselt wird
Zusammenfassung
Provenienzforschung untersucht die Herkunft und Besitzgeschichte von Kulturgütern unterschiedlichster Art. Seit jeher gehört sie zum Methodenkanon der Kunstwissenschaft, wenn es etwa um Sammlungsgeschichte oder um Zuschreibungsfragen geht. Doch erst seit den aktuellen Restitutionsdebatten ist sie als wichtige Disziplin ins allgemeine Bewusstsein gerückt. Christoph Zuschlag. Professor für Provenienzforschung in Bonn, führt umfassend und kenntnisreich in die Geschichte und Methoden eines der brisantesten Aufgabengebiete der Kunstgeschichte ein.
Die Restitution von NS-Raubgut, die Entdeckung der Sammlung Gurlitt, die Debatten um Enteignungen in der DDR und in den ehemaligen Kolonien – seit einigen Jahren hat Provenienzforschung Konjunktur und steht im Zentrum des öffentlichen Interesses. Provenienzforschung schreibt Biografien - nicht von Menschen, sondern von OBjekten in ihrem jeweiligen historischen Kontext. Erstmals liegt mit diesem Buch eine profunde Einführung in dieses wichtige Aufgabengebiete der Kunstgeschichte vor.
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- 2–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–10
- 11–20 1. Einleitung: Was heisst und zu welchem Ende betreibt man Provenienzforschung? 11–20
- 21–42 2. Von der legendarischen Provenienz zur historisch-kritischen Provenienzangabe 21–42
- Provenienz als Legende: Reliquien und Spolien, nicht nur im Mittelalter
- Fundort und Sammlungszugehörigkeit: Antike Skulpturen in Sammlungen der Renaissance
- Ein Inventar aus dem 15. Jahrhundert
- Ein stolzer Albrecht Dürer
- Reiseberichte
- Inventare, Kataloge und Galeriewerke im 17. Jahrhundert
- Galerieinventare, Auktions- und Verkaufskataloge im 18. Jahrhundert
- Das 19. Jahrhundert, die «Verwissenschaftlichung» der Kunstgeschichte – und die Fälschung von Provenienzen auf dem Kunstmarkt
- 20. und 21. Jahrhundert: Auf dem Weg zur historischkritischen und standardisierten Provenienzangabe
- 43–82 3. Translokation von Kulturgütern 43–82
- Translokation, Kulturgut, Kulturgutschutz
- Translokation – ein (relativ) neues Forschungsfeld
- Immobil, aber nicht zwingend in situ
- Mobil, daher ziemlich sicher (mehrfach) transloziert
- Versuch einer Systematisierung
- Militärisch-kriegerische Auseinandersetzungen und staatliche Maßnahmen
- Entdeckungsfahrten, Expeditionen, wissenschaftliche Ausgrabungen
- Handel und Reisen
- Kunstmarkt und Sammlungswesen
- Museums- und Ausstellungsbetrieb
- Bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen
- Migration
- Wiederverwendung von Bauteilen
- Maßnahmen der Denkmalpflege
- Liturgisches Brauchtum
- Vererbungen, Schenkungen, Stiftungen, Dauerleihgaben
- Raub und Diebstahl
- Restitution
- Translokation – ein dynamisches Forschungsfeld
- 83–114 4. Methoden der Provenienzforschung 83–114
- Schritt 1: Recherche am Objekt
- Schritt 2: Recherche zu Personen, Institutionen und historischen Kontexten
- Schritt 3: Recherche mithilfe von Archivalien
- Schritt 4: Recherche mithilfe von Literatur und Online-Ressourcen
- Problematik Provenienzlücken
- Problematik Werk- bzw. Objektidentität
- Problematik Large-Scale Collections
- … wie zum Beispiel Bibliotheken
- … oder auch Archive
- Was ist ein Erstcheck?
- Worum geht es bei der Provenienzampel?
- Methodische Besonderheiten in Bezug auf Judaica
- Sensible Objekte
- Methodische Besonderheiten der ethnologischen Provenienzforschung
- Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden
- Dokumentation und Vermittlung von Ergebnissen der Provenienzforschung
- Künstlerische Provenienzforschung
- 115–164 5. Provenienzforschung in Bezug auf historische Unrechtskontexte 115–164
- Vorbemerkungen
- Was ist ein Unrechtskontext?
- Welche Rolle kann Provenienzforschung in Bezug auf historisches Unrecht spielen?
- Unrecht und Restitution
- Kann Restitution historisches Unrecht heilen?
- Kolonialismus
- Das deutsche Kolonialreich
- Umgang mit kolonialen Kulturgütern – zum Stand der Debatte
- Rechtlicher Rahmen
- Restitution und Shared Heritage – Objekte als interkulturelle Vermittler
- Ethnologische versus postkoloniale Provenienzforschung?
- Fallbeispiel 1: Die sogenannte Federkrone des Moctezuma in Wien
- Nationalsozialismus
- Die Aktion «Entartete Kunst»
- Rechtlicher Rahmen
- Fallbeispiel 2: Marc Chagalls Gemälde Rabbiner
- Raub jüdischen Eigentums
- Wiedergutmachung und Restitution von 1945 bis heute
- Die Washingtoner Prinzipien und ihre Umsetzung in Deutschland
- Fallbeispiel 3: Spätmittelalterliches Alabasterrelief aus der Sammlung Harry Fuld
- Fallbeispiel 4: Bücher einer Potsdamer Freimaurerloge
- Raubgut – Fluchtgut?
- Kulturgüter als Kriegsbeute
- Fallbeispiel 5: Zwei 1940 von der deutschen Wehrmacht im besetzten Polen beschlagnahmte Barockmöbel und ihre Rückgabe
- Fallbeispiel 6: Ein Dresdner Kriegsverlust und seine Rückkehr
- Beutegut – Rechtlicher Rahmen
- Ausblick: Kulturgüter als Kriegsbeute – heute
- Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik
- Deutsche Kulturgüter als sowjetische Kriegsbeute
- Sowjetische Besatzungszone (SBZ)
- Rechtlicher Rahmen
- Bodenreform und «Schlossbergung»
- Fallbeispiel 7: Ein Meißener Porzellanteller aus sächsischem Adelsbesitz
- Unrechtmäßiger Entzug von Kulturgütern in der DDR – Aktion «Licht»
- 165–166 6. Ausblick: der provenancial turn oder warum wir in den Museen mehr Transparenz hinsichtlich der Herkunft der Objekte brauchen 165–166
- 167–237 Anhang 167–237
- Anmerkungen
- Literaturverzeichnis
- Hinweise zur Internetrecherche
- Dank
- Abbildungsnachweis
- Sachregister
- 238–253 Bildteil 238–253
- 254–254 Zum Buch 254–254