Authentizität
Karriere einer Sehnsucht
Zusammenfassung
Authentizität ist das Schlagwort der Stunde, die Sehnsucht der Gegenwart. Politiker sollen authentisch auftreten. Romane erzählen ungefiltert vom wahren Leben. Und im Dasein des Individuums verspricht Authentizität unverfälschtes Glück. Aber was ist der Preis? Erik Schilling beschreibt glänzend und pointiert, wie sich der Authentizitätskult in unserer Gesellschaft entwickelt hat und wieso er umschlägt in einen Verlust von Pluralität, Toleranz und Freiheit.
Das Streben nach Authentizität hat die Gegenwart erfasst. Wonach wir uns dabei sehnen, sind Wahrheit, Eindeutigkeit, Übersichtlichkeit und Kontrolle. Doch die Schattenseiten bleiben meistens unbemerkt. Wollen wir unsere Chefinnen und Minister wirklich unverstellt erleben – oder nicht lieber professionell? Wenn wir immerzu nach unserem ‹wahren Ich› suchen, wo bleibt dann die Lust an der Veränderung und den Ambivalenzen des Lebens? Und wem wollen wir die Deutungshoheit darüber geben, was ‹authentisch› deutsch sei? Erik Schilling geht dem Aufstieg des Authentizitätskults in Gesellschaft und Kultur nach und zeigt, dass seine Dominanz nicht nur zu langweiliger Kunst, laienhaften Politikern und unglücklichen Menschen führt, sondern auch zu Intoleranz und Spaltung. Indem er der Sehnsucht nach Authentizität auch philosophisch den Boden entzieht, plädiert er für ein freieres Verhältnis zu den Widersprüchen, mit denen die Welt und wir alle behaftet sind.
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- 3–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 3–8
- 9–30 ECHT – EHRLICH – WAHR: AUTHENTIZITÄT ALS SEHNSUCHT DER GEGENWART 9–30
- Fünf Thesen zur Authentizität
- Die Karriere des Authentischen
- Die Willkür des Authentischen
- Authentizität als Sehnsucht nach Wahrheit
- Authentizität als Sehnsucht nach Übersichtlichkeit
- Authentizität als Sehnsucht nach Kontrolle
- Ist Authentizität erstrebenswert?
- Ein Liberalitätsparadox
- Die Alternativen: Professionalität, Situativität, Ambiguität
- Welcher Lesertyp sind Sie?
- 31–52 WESEN ODER WIRKUNG? BEGRIFFLICHES ZU AUTHENTIZITÄT 31–52
- Intersubjektive Authentizität
- Subjektive Authentizität I: Wesen
- Subjektive Authentizität II: Erfahren
- Subjektive Authentizität III: Sprechen
- Authentizität: Eine neue Definition
- Gegenargument I: Erwartungsbruch
- Gegenargument II: Relative Stabilität
- Authentizität als Konstrukt
- Authentizitätsindikatoren und Authentizitätskonventionen
- Was verbindet Juristen und Walfänger?
- 53–84 WAHRE GESCHICHTEN? AUTHENTIZITÄT IN LITERATUR UND KULTUR 53–84
- Wie jammert ein Mann?
- Bin ich gar nicht der Typ, den jeder in mir sieht?
- Wie werde ich schwul?
- Wie war es wirklich?
- Würde ich der SS beitreten?
- Ist Christian Kracht ein Nazi?
- Was ist der nackte Wahnsinn?
- Kann man ‹unpolitisch› sein?
- Was passiert vor dem Denken?
- Warum schauen Intellektuelle nicht RTL II (oder doch)?
- 85–108 ECHTE POLITIKER? AUTHENTIZITÄT IN DER GESELLSCHAFT 85–108
- Wie viele Körper hat Angela Merkel?
- Können Affen Selfies machen?
- Ist Donald Trump real?
- Sind Fakten Fakten?
- Gibt es ‹Fake News›?
- Sind Facebook, Instagram und Twitter authentisch?
- Welche Funktion hat der Rechtsstaat?
- Gab es das nicht alles schon einmal?
- Wer sind die Urenkel der Nihilisten?
- Was verbindet Eigentlichkeit und Metaphysik?
- 109–134 EHRLICHE MENSCHEN? AUTHENTIZITÄT IM VERHALTEN DES INDIVIDUUMS 109–134
- Wann ist ein Mann ein Mann?
- Wann ist ein Mensch ein Mörder?
- Wie wird man, was man ist?
- What is the Question of Nigga Authenticity?
- Bin ich Teil meiner Generation?
- Wie authentisch ist mein Porno-Konsum?
- Wozu dienen Körperflüssigkeiten?
- Was ist der Wert des Verborgenen?
- Wie schreibe ich einen Roman aus der Perspektive einer Frau?
- Bedarf es einer Authentizitätsquote?
- 135–146 VON DER LUST AN DER MASKE: PLÄDOYER FÜR PLURALITÄT 135–146
- Authentizität versus Pluralität
- Handeln statt Sein
- Alternativkonzept I: Professionalität
- Alternativkonzept II: Situativ angepasstes Verhalten
- Alternativkonzept III: Ambiguitätstoleranz
- Das Rätsel der Freiheit
- 147–147 DANK 147–147
- 148–153 ANMERKUNGEN 148–153
- 154–156 PERSONENREGISTER 154–156