Kanonisches Recht
Geschichte und Inhalt des Corpus iuris canonici
Zusammenfassung
Das klassische kanonische Recht ist nicht nur das Recht, das innerhalb des ersten Jahrtausends in der Auseinandersetzung mit dem römischen Recht zum Recht der mittelalterlichen Kirche wurde. Es enthält vielmehr die Regeln, die in den nachfolgenden Jahrhunderten zur Grundlage der europäischen Rechtsordnung sowie der europäischen Staaten wurden. Hier entwickelten sich die Grundlagen
einer Herrschaft des Rechts über Territorien,
einer geplanten und regelhaften Finanzordnung,
eines systematischen Strafrechts,
eines auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Zeit abgestimmten Zivil- und Wirtschaftsrechts sowie
der Forderungen einer nach Gerechtigkeit begründeten Konzeption von Gerichtsverfahren.
Das klassische kanonische Recht prägt unsere Vorstellungen vielfach bis heute.
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- I–XXIV Titelei/Inhaltsverzeichnis I–XXIV
- 1–11 Einleitung 1–11
- I. Geschichte des kirchlichen Rechts
- II. Methodische Probleme
- 1. Rudolf Sohm
- 2. Erik Peterson als Gegenbeispiel
- 3. Ergebnis
- III. Konzentration auf die historische Kanonistik
- 1. Aufbau
- 2. Abgrenzungen
- 3. Literaturübersicht
- 12–186 1. Hauptteil: Entstehung des kanonischen Rechts 12–186
- 12–24 A. Vom Prozess Christi bis zur Christenverfolgung 12–24
- I. Der historische Jesus
- II. Der Prozess Jesu
- III. Ausbreitung des Christentums im Reich
- IV. Positionen des Urchristentums zum Recht
- 1. Erste Schriften
- 2. Erste Gemeindestrukturen
- 3. Entstehung der Episkopen
- 4. Insbesondere der erste Clemens-Brief
- V. Christenverfolgungen
- 1. Anfänge
- 2. Erste Verfolgungen
- 3. Bedeutung der Märtyrer für das Christentum
- 4. Erste Anerkennungen
- VI. Ergebnis
- 25–52 B. Spätantike Kirchenorganisation im Imperium 25–52
- I. Konstantin: Von der Toleranz zur Staatsreligion
- 1. Toleranzedikt
- 2. Deutung Christi
- 3. Erste Konzilien
- 4. Caesaropapismus
- 5. Christentum als Staatsreligion
- II. Rechtsquellen der Kirche
- 1. Synode und Konzilien
- 2. „Kanon“
- 3. Bischöfe als Autoritäten
- 4. Neues Testament
- 5. Sammlungen
- III. Territoriale Aufteilung der Kirche
- 1. Einteilung
- 2. Provinzen
- 3. Patriarchate
- 4. Rechtszüge
- IV. Bischöfe als Richter (episcopalis audientia)
- 1. Christliche Rechtspflege
- 2. Bischöfe als Richter des Reichs
- 3. Ambrosius als Richter
- V. Gerechtigkeitserwartung als Tugendlehre
- 1. Hebräische Ansätze
- 2. Römisches Recht
- 3. Paulus
- 4. Kirchenväter
- VI. Schluss: Kirche und Reich
- 1. Kirche als Leidende
- 2. Kirche als Lernende
- 3. Kirche als Lehrende
- 53–71 C. Christliche Gemeinde als Rechtsraum – Ausbildung der Hierarchie 53–71
- I. Einleitung – der Klerus
- 1. Die Erben Christi
- 2. Entwicklung einer kirchlichen Hierarchie
- II. Niederer Klerus
- 1. Presbyter
- 2. Diakone
- 3. Weitere Ämter
- 4. Presbyterium
- 5. Stellung der Frauen
- 6. Aufbau der römischen Gemeinde um 251 n. Chr
- III. Bischöfe
- 1. Stellung des Bischofs
- 2. Bischofswahl
- 3. Selbstständigkeit der Bischöfe gegenüber Autoritäten
- IV. Der römische Primat
- 1. Petrus und die Patriarchen
- 2. Rom als Lehrautorität
- 3. Die Nachfolge Petri
- 4. Titel des Papstes
- 5. Auctoritas und sollicitudo
- 6. Der Papst als Richter
- 7. Die apostolische Sukzession
- V. Kaiser
- VI. Entfremdung der West- und Ostkirche
- 72–90 D. Mönchtum, Bußbücher, Eigenkirchenwesen 72–90
- I. Entstehung des Mönchtums
- 1. Bußwesen der alten Kirche
- 2. Ursprünge des Mönchtums im Osten
- 3. Verbreitung im Westen
- II. Reaktion der Kirche
- 1. Rivalität zwischen Klerus und Mönchen
- 2. Gregor der Große
- 3. Gründe für die Verbreitung des Mönchtums
- III. Das iroschottische Mönchtum
- 1. Entstehung
- 2. Wirkungen im Frankenreich
- 3. Erstarken des Papsttums
- IV. Vermögensrecht
- 1. Grundbesitz der Kirche
- 2. Eigenkirchen
- 3. Benefizien und Pfründe
- V. Schluss
- 91–112 E. Karolingische Reform 91–112
- I. Einleitung
- II. Machtzuwachs des Papsttums
- 1. Verbindung zum Frankenreich
- 2. Wahl des Papstes?
- 3. Neue Hierarchie
- 4. Ein neues Kirchenrecht
- 5. Fälscher
- III. Der neue Kaiser
- 1. Das Verhältnis von Kaiser und Papst
- 2. Synodalgerichtsbarkeit
- 3. Respublica christiana
- 4. Gegen Aberglauben
- 5. Entwicklung des Familienrechts
- IV. Schluss
- 113–148 F. Kirchliche Rechtstheorie vom 9. bis zum 11. Jahrhundert 113–148
- I. Einleitung
- II. Gregorianische Reform
- 1. Papstwahldekret von 1059
- 2. Allgemeine Kennzeichen der gregorianischen Reform
- 3. Der Dictatus Papae
- 4. Sammlungen des Kirchenrechts
- 5. Ausbau der Kirchenverwaltung
- 6. Entwicklung einer kirchlichen Finanzverwaltung
- 7. Standesrecht des Klerus
- III. Investiturstreit
- 1. Investitur
- 2. Streit um die oberste Macht im Christentum
- 3. Streitschriften („libelli de lite“)
- IV. Schluss
- 149–163 G. Decretum Gratiani 149–163
- I. Einleitung
- II. Die Entwicklung des kanonischen Rechts bis zu Gratian
- 1. Zeit der Laterankonzilien
- 2. Ordnung der Rechtsquellen
- III. Concordia discordantium canonum
- 1. Ein Autor namens Gratian?
- 2. Wirkung
- 3. Glossa Ordinaria zum Dekret
- IV. Schluss
- 164–186 H. Der Höhepunkt päpstlicher Gesetzgebung (13. Jh.) 164–186
- I. Einleitung
- II. Faktoren der Rechtsentwicklung
- 1. Wiederentdeckung des römischen Rechts
- 2. Omnipräsenz: Der iudex delegatus
- 3. Zentrum und Peripherie
- III. Ius novum
- 1. Auftakt: „Quinque compilationes antiquae“
- 2. 1234 „Liber Extra“
- 3. 1298 „Liber Sextus“
- 4. 1314 „Decretales Clementinae“
- 5. Die Extravaganten
- IV. Behandlung in der Wissenschaft
- 1. Kommentierungen
- 2. Die Kanonistik und das utrumque ius
- V. Schluss
- 187–283 2. Hauptteil: Inhalte des klassischen kanonischen Rechts 187–283
- 187–210 I. Verfassung der Kirche (iudex) 187–210
- I. Einleitung
- II. Hierarchie und Expertise
- III. Recht nur als Mittel zum Zweck
- 1. Rechtsquellen und ihre Rangfolge
- 2. Dispensation und Privileg
- 3. Absolution, Remission, Indulgenz
- IV. Hierarchie als Ordnung der Macht
- 1. Bischöfe
- 2. Wahlrecht als Grundlage der Freiheit der Kirche
- 3. Von der Wahl zur Weihe
- V. Die Hierarchen als Richter
- 1. Herrscher als Richter
- 2. Der Legat, delegierter Richter, Schiedsrichter
- 3. Rota Romana
- 4. Das Gerichtspersonal
- VI. Macht durch Verwaltung: Behörden und Gerichte der Kurie
- 1. Kanzlei
- 2. Audientia litterarum contradictarum
- 3. Dataria und Signatura
- 4. Sacra Poenitentiaria
- 5. Verwaltungspersonal
- VII. Schluss
- 211–230 J. Prozessrecht (iudicium) 211–230
- I. Einleitung
- II. Umfang der kirchlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltungskompetenz
- III. Formalität – aber nicht grenzenlos
- IV. Verfahrensarten
- 1. Akkusationsverfahren
- 2. Inquisitionsprozess
- 3. Inquisitio haereticae pravitatis
- 4. Summarischer Prozess
- V. Ablauf eines Prozesses und Beweismittel
- VI. Schluss
- 231–249 K. Fragen des kanonischen Finanz- und Wirtschaftsrechts (clerus) 231–249
- I. Einleitung
- II. Kanonisches Zivilrecht
- 1. Theorie des gerechten Preises
- 2. Abkehr vom Typenzwang
- 3. Zinsverbot
- 4. Umgehungsstrategien
- 5. Sachenrecht
- 6. Erbrecht
- 7. Schutzrechte
- III. Kirchliches Finanzrecht
- 1. Kirchliche Einkünfte im Allgemeinen
- 2. Zehnte insbesondere
- IV. Einkünfte der Kleriker
- 1. Beneficium und Präbende (Pfründe)
- 2. Kleriker als Marktteilnehmer?
- V. Die Kirche als Vermögensgegenstand
- 1. Umgang mit dem Kirchengut
- 2. Ius patronatus
- VI. Schluss
- 250–264 L. Ehe- und Familienrecht (connubium) 250–264
- I. Ausgangspunkt
- II. Gerichtsbarkeit
- III. Eherecht
- 1. Monogamie und Inzestverbot
- 2. Eheschluss
- 3. Ehehindernisse
- 4. Unauflösbarkeit der Ehe
- 5. Eheliches Güterrecht
- 6. Außerehelicher Verkehr
- IV. Kinder: legitim und illegitim
- V. Schluss
- 265–283 M. Von Sünden und Strafen (crimen) 265–283
- I. Einleitung
- II. Schulddogma
- III. Straftatbestände
- 1. Einteilungen
- 2. Verbrechen gegen die Reinheit der Kirche
- 3. Glaubensverstöße
- 4. Tötungen
- 5. Unzucht
- 6. Eigentums- und Vermögensdelikte
- IV. Straffolgen
- V. Beichtsummen
- VI. Privilegien
- VII. Völkerrecht
- VIII. „De verborum significatione“ und „de regulis iuris“
- IX. Schluss
- 284–330 3. Hauptteil: Die Kanonistik in der Neuzeit 284–330
- 284–289 N. Herbst des Mittelalters 284–289
- I. Einleitung: Ausweitung der Rechtsfragen
- II. Individualisierung
- III. Alternativität von Staat und Kirche
- IV. Schluss: Die Reformation vor der Reformation
- 290–301 O. Konzilsbewegung 290–301
- I. Einleitung
- II. Entstehung der Reformkonzilien
- 1. Vorgeschichte des Konzils von Konstanz
- 2. Das Konzil von Konstanz
- 3. Weitere Reformkonzilien
- III. Strukturen und Probleme der römischen Kirche
- 1. Der Heilige Stuhl
- 2. Verdichtung des Kirchenrechts
- 3. Ämterverkauf (Simonie)
- 4. Zunehmende Unabhängigkeit der weltlichen Herrschaft
- IV. Schluss
- 302–323 P. Die protestantische Reformation 302–323
- I. Einleitung
- II. Martin Luther
- III. Philipp Melanchthon
- IV. Jean Calvin
- V. Insbesondere Rezeption des kanonischen Rechts
- VI. Neue Kirchenordnungen
- 1. Entwicklung des lutherischen Landeskirchenregimentes
- 2. Vom Presbyterialsystem der reformierten Kirchen zur Synodalverfassung
- VII. Änderungen der Rechtsordnung durch die Reformation
- 1. Eherecht
- 2. Sozialdisziplinierung
- 3. Rechtsquellenlehre
- 4. Methoden der Rechtswissenschaft
- 5. Kirche und Staat
- 6. Ausblick
- 324–330 Q. Gegenreformation 324–330
- I. Konzil von Trient
- II. Beichtverfahren
- III. Neue theologische Grundlagen
- IV. Ein „goldenes Zeitalter“ der Kanonistik
- V. Schluss
- 331–332 Personenverzeichnis 331–332
- 333–338 Sachverzeichnis 333–338