Deutsche Juden im 20. Jahrhundert
Eine Geschichte in Porträts
Zusammenfassung
Wolfgang Benz versammelt in diesem Buch exemplarische Lebensläufe deutscher Juden im 20. Jahrhundert. Der Prominente steht neben dem Unbekannten, der Kommunist neben dem Großbürger. Zusammen ergeben diese Porträts ein umfassendes Bild jüdischer Erfahrungen im Schatten nationalsozialistischer Verfolgung und ihrer Wirkungen bis zur Gegenwart.
Es gibt kein kollektives Schicksal. Die Erfahrung der Diskriminierung und Verfolgung als Jude war individuell und hatte viele Facetten, zwischen den Extremen des Genozids und des Überlebens. Das zu verdeutlichen, ist die Absicht dieses Buches. Es zeichnet das Porträt der jüdischen Ärztin, die nach New York emigriert und dort einen rasanten sozialen Abstieg erlebt, ebenso wie den Lebensweg der Berliner Jüdin, die sich der drohenden Vernichtung durch Flucht in den Untergrund entzieht. Die jüdische Diseuse, deren Einfallsreichtum sie die Verfolgungen überstehen lässt, steht neben dem Judenältesten von Theresienstadt, der im Ghetto zugrunde geht. Verfolgt wird die spannende Geschichte des KZ-Überlebenden, der in den 50er Jahren die IG Farben vor Gericht bezwingt, und der Lebensweg des Zionisten, der nach Palästina emigriert und später die deutsche Exilforschung mitbegründet. Ein nach Sibirien deportierter Czernowitzer Jude findet 1992 in der Bundesrepublik eine neue Heimat während eine nach Australien emigrierte Berlinerin als Jüdin in der DDR leben will. Heinz Galinski und Ignatz Bubis werden porträtiert, die nach der Katastrophe das jüdische Leben in Deutschland neu aufgebaut haben, und Michael W. Blumenthal, der es als Emigrant zum US-Finanzminister brachte, steht für eine jüdische Erfolgsgeschichte im 20. Jahrhundert, die es eben auch gegeben hat.
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- 1–6 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–6
- 7–22 Die jüdische Erfahrung in der deutschen Geschichte Einleitung 7–22
- 23–86 I. Selbstbehauptung und Widerstand 23–86
- 1. Politisches Engagement und Widerstand: Hans Robinsohn
- 2. Protest gegen den Boykott 1933: Erich Leyens
- 3. Im Kirchenasyl: Lilly Neumark
- 4. Suche nach Gerechtigkeit: Willy Vogelsinger
- 5. «Judenältester» in Theresienstadt: Paul Eppstein
- 6. Verfolgung und mondäne Existenz: Edith Grötzinger
- 87–142 II. Vertreibung, Flucht, Exil 87–142
- 7. Vom Buchhandelslehrling in Tel Aviv zum Pionier der Exilforschung: Ernst Loewy
- 8. Eine zerstörte Bühnenkarriere: Richard Duschinsky
- 9. Illegal nach Palästina: Alfred Heller
- 10. Das gelebte Unglück des Exils: Hertha Nathorff
- 143–256 III. Nach der Katastrophe 143–256
- 11. «Wir sind gerettet, aber wir sind nicht befreit» Norbert Wollheim und sein Prozess gegen I. G. Farben
- 12. Streitbarer Moralist: Heinz Galinski
- 13. Charisma und Resignation: Ignatz Bubis
- 14. Triumphale Rückkehr: W. Michael Blumenthal
- 15. Eine Jugend in München: Ellen Presser
- 16. Kontingentflüchtling aus Sibirien: Julius Wolfenhaut
- 17. «Wie die Lilie auf dem Felde» Ruth Körner
- 257–308 IV. Zeugnis ablegen 257–308
- 18. Der Chronist: Miroslav Kárný
- 19. Aufklärer und Humanist: Lucien Steinberg
- 20. Kommunistin oder Jüdin? Salomea Genin
- 21. Philharmoniker und Zeitzeuge: Hellmut Stern
- 22. Die Schatten der Vergangenheit: Richard Glazar
- 309–336 Anhang 309–336
- Anmerkungen
- Bildnachweis
- Personenregister