Zusammenfassung
Dieses Buch ist eine Provokation. Konsequent wird der Abschied vom Epochendenken vollzogen – im konkreten Fall das "Mittelalter" zu Grabe getragen. An die Stelle dieser längst anachronistischen Prägung für 1000 Jahre Geschichte, die man als Epochenportion etikettieren und beruhigt in den Bücherschrank stellen kann, tritt ein neues Nachdenken über eine dynamische Phase des lateinischen Europas. Diese hat weit mehr mit der Entstehung der gegenwärtigen Zivilgesellschaften zu tun, als es sich die Erfinder des Epochenmodells vorgestellt haben. Seit dem 18. Jahrhundert lud die Idee einer "antiken" römischen Hochkultur und ihrer intellektuellen "Wiedergeburt" 1000 Jahre nach ihrem "Untergang" die historische Fantasie zur Identifikation ein und stempelte die Zeit dazwischen zu einem "Mittelalter" ab – ein seltsames Konzept, das trotzdem bis heute wirkmächtig ist. Wie wenig diese Art, Vergangenheit zu deuten, heute noch erklären kann und wie sehr sie aktuellen Erklärungsbedarf geradezu blockiert, macht Bernhard Jussen in seinem reich bebilderten Buch deutlich. In sieben Großkapiteln gelingt ihm ein faktenreicher, frischer, gut erzählter Einstieg in eine Revision der Geschichte des lateinischen Europas.
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- 63–82 2. Das Geschenk des Orest. Auf der verlorenen Suche nach Ausdrucksweisen politischer Autorität 63–82
- 369–370 Dank 369–370
- 371–411 Literaturverzeichnis 371–411
- 412–470 Anmerkungen 412–470
- 471–472 Bildnachweis 471–472
- 475–477 Personenregister 475–477
- 478–480 Sachregister 478–480
4 Treffer gefunden
- „... – seltenen Namen «Turteltaube» manifestiert das Ende der römischen Sozialstruktur, das Ende des männlichen ...” „... männlich strukturierten Verwandtschaftsverbände (Stichwort pa-tria potestas, «väterliche Gewalt»), der ...” „... der Welt-deutung und Kultpraxis der Kirche zugewendet, nachdem unter der Herrschaft Constantins des ...”
- „... männlichen Ahnenverbänden orien-tiert sind, können es sich nicht erlauben, eheliche Treue über den Tod hinaus ...” „... des späten vierten Jahrhunderts, die noch in der Umwelt des römischen männlichen Ahnenverbandes lebten ...” „... Transforma-tionen blieb die bloße Erwähnung der – männlichen wie weiblichen – Turtel-taube fest etabliert als ...”
- „... Institutionen politischer und sozialer Hierar-chie in der römischen Kaiserzeit – die in männlichen Ahnenreihen ...” „... sechsten Jahrhundert nach und nach einen großen Teil sei-nes ehemaligen Herrschaftsraumes entweder wegen ...”
- „... Kleidungscodes, männ-lichen Ahnenreihen und Wachsmasken – programmatisch verschwinden ließ, agierte der römische ...” „... Herrschaftszeichen oder Standes-zeichen, und das Gesamtensemble verweist auf das politische und soziale Ge-füge einer ...” „... Klappstuhl war ein Herrschaftszeichen, das nur den Inhabern höchster Ränge der senatorischen Ämterlaufbahn ...”