Zusammenfassung
Als Folge der Reformation verzahnten sich in Europa neuerlich Religion und Politik besonders intensiv. Die Forschung ist bislang davon ausgegangen, dass dies zu strikten Abgrenzungen der Konfessionen untereinander geführt habe; sichtbar geworden sei dies nicht zuletzt im Streit über das Widerstandsrecht gegen einen tyrannischen Herrscher, das Calvinisten betonten, während Lutheraner es ablehnten. Luise Schorn-Schütte, eine international renommierte Historikerin auf dem Gebiet der Frühen Neuzeit, ist nach langjährigen Forschungen zu differenzierteren Erkenntnissen gelangt und entwickelt sie in ihrem ebenso informativen wie spannenden jüngsten Werk.
Sie zeigt, dass seit 1529 unter den Protestanten im Alten Reich in der Tat eine intensive Widerstandsdebatte geführt wurde. Ihre Träger waren Juristen ebenso wie Theologen, Politiker und Politikberater. Sie verwandten ein europaweit bekanntes Vokabular, das sich zu politisch-theologischen Sprachen entwickelte, die in ganz Europa eingesetzt und verstanden wurden, zumal sie an europäische Rechtstraditionen anknüpften. In der Analyse der Diskussionen erweist sich indes die Zuordnung von calvinistisch/widerstandslegitimierend und lutherisch/untertanengehorsam als Konstruktion der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts.
- 11–13 Vorwort 11–13
- 13–17 Einleitung 13–17
- 131–143 1. «Biblizismus» und Verfassungsdebatte im England des 16. und frühen 17. Jahrhunderts 131–143
- 163–172 4. Das Erzherzogtum Österreich: ständische Tradition und Glaubens- als Gewissensfreiheit 163–172
- 172–185 5. Polen: ein Sonderfall? Konfessionelle Vielfalt und ständische Teilhabetraditionen 172–185
- 197–304 Anhang 197–304
- 197–261 Anmerkungen 197–261
- 283–285 Abkürzungen und Siglen 283–285
- 285–287 Bildnachweis 285–287
- 287–291 Personenregister 287–291
- 291–295 Ortsregister 291–295
- 295–304 Sachregister 295–304
- 304–304 Zum Buch 304–304
- 304–304 Über die Autorin 304–304