Fünfzehn Jahre zwischen der unveröffentlicht gebliebenen Habilitationsschrift und der ersten gedruckten Monographie – eine solche Lücke im Publikationsverzeichnis könnten sich heutige Philosophen kaum leisten. Im Fall Hans Blumenbergs aber lässt sich diese im Kleinen äußerst produktive Verzögerung als Latenzzeit begreifen, in der schon früh angedeutete Gedanken heruntergebrochen und in vielerlei Zusammenhängen erprobt und weiterentwickelt werden, ehe sie sich zu einem großen Bau zusammenfügen. Man betrachte etwa den ersten Satz der Habilitationsschrift Die ontologische Distanz von 1950: «Daß die Philosophie von der Bedrängnis der je gegenwärtigen geistigen Situation in Atem gehalten wird und ihre Probleme aus der Not des geschichtlichen Selbstverständnisses des Menschen vorgeworfen erhält, ist ihr selbst über weiteste Strecken ihrer Geschichte hin durch den Schein der Zeitentzogenheit ihrer Grundthesen verborgen geblieben.»
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